Ernährung Ernährung: Warnung vor Globalisierung des Bio-Handels

Nürnberg/dpa. - «Weltweiter Handel mit Bio bedeutet auch eineweltweite Transportkette, mehr Emissionen und höherenEnergieverbrauch», sagte der Parlamentarische Staatssekretär imBundeslandwirtschaftsministerium, Gerd Müller (CSU). Man müsse dieSpirale hin zu immer billigeren Angeboten durchbrechen. «Wir brauchenweltweite Standards und faire Preise», sagte Müller.
Die EU-Kommissarin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung,Mariann Fischer Boel, sprach sich für ein europäisches Logo für alleBio-Produkte aus, die in der Europäischen Union hergestellt werden.Auch Importware, die nach denselben Standards produziert werde, könnedieses Siegel erhalten. Die bisherige Vielfalt der Gütezeichenverwirre die Verbraucher, sagte die EU-Kommissarin. Der Präsident desinternationalen Branchenverbandes IFOAM, Gerald A. Herrmann, warntevor einem Verlust an Glaubwürdigkeit der Bio-Branche. Durch denEinstieg internationaler Konzerne in den Markt wachse der Preisdruck.
Auf der BioFach präsentieren bis zum Sonntag 2455 Aussteller aus80 Ländern ihre Produkte. Die Veranstalter rechnen mit rund 38 000Fachbesuchern. «Bio nimmt weiter an Fahrt zu», erklärte Müller.Die Branche steigerte ihren Umsatz in Deutschland 2006 um 16 Prozentauf 4,5 Milliarden Euro. Der Einstieg der Discounter in dasBio-Angebot an Lebensmitteln sei eine große Chance für die Branche,sagte Müller. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die ökologischeErzeugung ihre Wurzeln in der Region habe. «Bio darf nicht zuranonymen Ware werden.»
Einer Untersuchung zufolge enthält konventionell angebautes Gemüsedeutlich mehr Pestizide als Bioware. Dies habe ein Vergleichaktueller Analysedaten ergeben, teilten der Bundesverband NaturkostNaturwaren (BNN) und die Umweltorganisation Greenpeace auf derBioFach mit. Demnach enthielten 87 Prozent der Bioware keineRückstände. Als Besorgnis erregend bezeichnete derLandwirtschaftsexperte von Greenpeace, Martin Hofstetter, dagegen diePestizidbelastung bei konventionellem Obst und Gemüse. 81 Prozent derProben seien belastet gewesen.
Naturschützer riefen in Nürnberg zum Kampf gegen die gentechnischeVeränderung des Saatgutes auf. Die Vielfalt des Saatgutes sei derSchlüssel der Natur zur Anpassung und zum Überleben, hieß es in einemManifest der «Internationalen Kommission zur Zukunft derLebensmittel». Die indische Umweltaktivistin und Trägerin desalternativen Nobelpreises Vandana Shiva forderte: «Wir müssen dieseVielfalt erhalten, damit wir zum Beispiel der Klimakatastrophe etwasentgegensetzen können.» Der weltweite Saatgut-Markt werde von wenigenKonzernen beherrscht, die zugleich Marktführer für Pestizide undGentechnik seien, hieß es. Die Zulassung gentechnisch manipulierterOrganismen in Europa «unter dem Deckmantel der so genanntenKoexistenz» würde eine gentechnisch freie Landwirtschaft unmöglichmachen, warnte der Gründer der «Slow Food»-Bewegung, Carlo Petrini.