Erfinder Erfinder: Ideen für sichere Puffer
QUEDLINBURG/MZ. - Er ist Erfinder. Mit Jeans und Polohemd sitzt John Staub im Büro seines Hauses in Quedlinburg am Computer. Hier entwirft er Puffer für Loks und Anhänger. Die Stoßdämpfer sind in Europa, Russland genauso gefragt wie in Indien und China. Der 48-Jährige zeigt sich zurückhaltend. Dabei sind seine Ideen wichtig für die Sicherheit auf der Schiene: Er entwirft technische Neuheiten für die Hersteller von Loks und Waggons - neben Puffern Zugeinrichtungen, hydraulische Stoßdämpfer und Kupplungs-Bauteile.
Polymer statt Stahl
Es gehe nicht allein um Sicherheit für Millionen Fahrgäste in Personenzügen, betont Staub. Auch im Güterverkehr muss der sichere Transport gewährleistet werden. Und die Bahnunternehmen fordern den Schutz ihrer Millionen Euro teuren Loks. Puffer sollen die Kräfte, die bei Aufprallunfällen frei werden, abfangen und Schäden an Loks und Waggons vermeiden. Wurden vor Jahren noch riesige Stahlfedern eingesetzt, sind die Federn heute aus einem hochwertigen Kunststoff.
Zu seiner dreiköpfigen Firma Eisenbahntechnische Anwendungen (ETQ) gehören nebenberuflich Staubs Frau Christine und eine Projektingenieurin. "Wir stellen nichts her. Wir entwickeln die Produkte, vergeben diese per Lizenz zur Serienfertigung", sagt der Firmenchef. Mittlerweile hat er sechs seiner Erfindungen patentieren lassen. Die Patente schützen Puffertypen für Schienenfahrzeuge. Die Herstellung übernehmen die Lizenznehmer. Für den Vertrieb ist wiederum Staub zuständig. Kunden anwerben und die Geschäftsbeziehungen pflegen, nennt er einen wichtigen Teil seiner Arbeit.
Firmengruppe aufgebaut
Seit der Gründung von ETQ vor elf Jahren wurde mit zwölf anderen Firmen eine Gruppe zur Herstellung und für den Vertrieb der Produkte aufgebaut. Die Gruppe halte 38 Prozent am europäischen Markt und stehe damit an zweiter Stelle, so Staub. Drei ostdeutsche Firmen gehören dazu - Borek Harzer Metallbearbeitung in Elbingerode, der Saalfelder Hebezeugbau in Thüringen und Spezialmaschinen und Werkzeugbau Neubrandenburg. Früher war auch die ELH - Eisenbahnlaufwerke Halle dabei. Ihren Part hat inzwischen eine Firma im Westerwald übernommen.
Als junger Mann wollte Staub zur Handelsflotte, als Maschinentechniker. Warum der gebürtige Zeitzer eine Absage bekam, weiß er bis heute nicht genau. So machte er eine Berufsausbildung mit Abitur als Triebfahrzeugschlosser im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Leipzig und studierte Werkzeugmaschinenbau in Chemnitz.
1988 zogen seine Frau und er nach Quedlinburg. "Im Harz zu wohnen, war unser gemeinsamer Wunsch", erzählt Staub. Den Gedanken, sich selbständig zu machen, hatte er schon länger. Im Jahr 2000 sah er dann nur noch zwei Möglichkeiten: "Entweder ständig zwischen Quedlinburg und den alten Bundesländern zu pendeln - oder alles selbst in die Hand nehmen." Staub setzte alles auf eine Karte. Anfangs hatte die Familie, zu der ein Sohn (21) und eine Tochter (17) gehören, keine leichte Zeit. "Aber die Familie hat mitgezogen."
Wenn Staub nicht im Büro an Neuheiten tüftelt, ist er unterwegs - zu Kunden in ganz Europa oder - wie im vorigen Jahr - in Indien. Zum Ausgleich fährt er Fahrrad oder Kanu. Ein "richtiges Hobby" habe er nicht, auch keine Modelleisenbahn-Anlage. "Nach der Arbeit will ich keine Puffer mehr sehen."