Erdgas Erdgas: Mukran hofft auf Rohrwerk für Ostseepipeline

Mukran/ddp. - Derzeit würden Gespräche mit dem deutsch-russischenBetreiberkonsortium Nord Stream über den Bau des Spezialwerksgeführt, sagte am Mittwoch Rügens Landrätin Kerstin Kassner (Linke).
In dem Komplex sollen die von Spezialfirmen gelieferten Stahlrohremit einer Korrosionsschutzschicht und einem Betonmantel umhülltwerden. Insgesamt müssen für die 1200 Kilometer lange Trasse etwa 100000 Segmente bereitgestellt, auf Verlegeschiffen verschweißt undanschließend auf dem Meeresgrund installiert werden. Allein in demRohrbearbeitungszentrum und den Lagern entstehen mindestens 440Arbeitsplätze.
Die Standortfrage ist allerdings noch nicht entschieden. DerTiefwasserhafen Mukran besitze zwar wegen seiner Lage und dervorhandenen Flächen hervorragende Voraussetzungen, sagtStream-Sprecher Jens Müller. Mukran könnte sogar Basishafen für dieFlotte der Arbeitsschiffe werden. Doch kämen auch Standorte inFinnland, Russland, Estland und Schweden als potenzielleLogistikzentren in Betracht.
Letztlich hängt die in wenigen Wochen zu treffende Entscheidungdavon ab, wer den Zuschlag für die Lieferung der Spezialrohrsegmenteerhält. Dafür kommen laut Müller derzeit nur Produzenten in Japan,Deutschland und Russland in Frage. Je nachdem, welche Lieferoffertendie Firmen anbieten, entscheide sich, wo die Rohre für die Versenkungin der Ostsee vorbereitet werden.
Unterdessen laufen die Bauvorbereitungen für die 5,5 MilliardenEuro kostende Megatrasse auf Hochtouren. Mittlerweile befinde sichdie Umweltverträglichkeitsuntersuchung in der Endphase, sagt Müller.Nachdem im Frühjahr 129 Behörden und Träger öffentlicher Belange inden betroffenen Ostseeanrainerstaaten ihre Stellungnahmen zu demProjekt eingereicht hatten, prüft Nord Stream alle Bedenken. Sosollen jetzt noch alternative Routen durch den Golf von Finnland, dieAusschließliche Wirtschaftszone von Estland und zwei schwedischeNatura-2000-Gebiete geprüft werden.
In vermutlich munitionsverseuchten Seegebieten vor der dänischenInsel Bornholm wurde die geplante Trasse mit einem Tauchroboterinspiziert. Zudem kamen Sonargeräte und Magnetometer zum Einsatz, umMunition und Giftgas zu orten, die dort nach dem Zweiten Weltkriegversenkt wurden. «Wir werden in Kürze Bilder von den Tauchgängenveröffentlichen, die belegen, dass ein Großteil der militärischenAltlasten inzwischen durch Fischereischleppnetze weiträumigvertrieben worden sind», kündigt Müller an. Derzeit würdenentsprechende Alternativrouten zur Umgehung von Risikogebietenuntersucht.
Mittlerweile gehen die Betreiber davon aus, dass der Pipelinebauerst frühestens Ende 2008 beginnen wird. «Wir werden die Leitung erstdann legen, wenn die Genehmigungen aller Länder vorliegen»,versichert Müller. Mögliche Verzögerungen hoffe man durchbeschleunigte Verlegeverfahren ausgleichen zu können. So könnte einzweites Rohrverlegeschiff zum Einsatz kommen, um die Pipelinezeitgleich von Deutschland und von Russland aus zu installieren. Dochangesichts weiterer Trassenprojekte in Ostsee, Mittelmeer undAtlantik werden die weltweit zur Verfügung stehenden Kapazitätendafür allmählich knapp.