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Energieriese Energieriese: RWE will Versorger Essent kaufen

12.01.2009, 16:58

Essen/Arnheim/dpa. - RWE will dabei sämtliche Anteile an dem Strom- und Gasunternehmen mit Ausnahme des Verteilnetzes und des Entsorgungsgeschäfts übernehmen, teilte RWE in Essen und Arnheim mit. Die Übernahme wäre der erste große Zukauf unter der Regie des seit Oktober 2007 amtierenden Konzernchefs Jürgen Großmann. Er soll im dritten Quartal des laufenden Jahres abgeschlossen sein.

Durch eine Übernahme könne RWE rund 5,3 Millionen Kunden dazugewinnen, hieß es. Rund eine Million Kunden davon seien in Deutschland, weitere 250 000 in Belgien. Geplant sei, die Marke Essent weiterzuführen. Auch soll Essent die RWE-Führungsgesellschaft für die Niederlande und Belgien werden. Nach Abschluss der Übernahme werde RWE in Europa dann 22,5 Millionen Menschen mit Strom und 12,5 Millionen Menschen mit Gas versorgen. Zusammen mit den 6200 Megawatt Erzeugungskapazität von Essent werde RWE dann über eine Strom- Gesamtkapazität von 52 000 Megawatt verfügen.

Das niederländische Unternehmen habe im vergangenen Jahr ohne das Netz- und Entsorgungsgeschäft bei einem Umsatz von rund 6,55 Milliarden Euro einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von rund 882 Millionen Euro erwirtschaftet. Ohne Netz- und Entsorgungsgeschäft werden 7800 Menschen beschäftigt. RWE erwirtschaftete 2007 rund 43 Milliarden Euro und beschäftigt 63 500 Menschen. Das Handelsgeschäft der beiden Unternehmen soll zusammengeführt werden.

Das Angebot steht unter dem Vorbehalt, dass RWE mindestens 80 Prozent der Anteile angeboten werden. Anteilseigner sind vier niederländische Provinzen, zwei Verbände kommunaler Aktionäre sowie zwei Gemeinden. Die Transaktion bedarf außerdem der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden. Notwendig sei nach niederländischen Recht außerdem eine Stellungnahme des Gesamtbetriebsrates von Essent. Sobald diese vorliegt, wollen Essent und RWE eine Angebotsvereinbarung unterzeichnen. Mit der Stellungnahme wird innerhalb der nächsten Wochen gerechnet.

Essent besitzt laut RWE einen "attraktiven Kraftwerkspark" auf der Basis von Gas, erneuerbaren Energien, Kohle und Kernkraft. Besonders den Bereich erneuerbare Energien baue das Unternehmen derzeit massiv aus. Dies ergänze sich hervorragend mit der Strategie von RWE, die Leistung aus erneuerbaren Energien zu erweitern. RWE versorgt über eine Regionalgesellschaft derzeit bereits 350 000 Menschen in den Niederlanden mit Strom und mehr als 40 000 Firmen mit Gas und Strom. RWE plant außerdem den Bau eines 1560 Megawatt-Biomasse- und Kohlekraftwerks in Eemshaven, das 2012 fertig werden soll.

Erst vor wenigen Wochen hatte RWE-Strategievorstand Leonhard Birnbaum einen Ausbau des internationalen Geschäfts des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns angekündigt. Im Zentrum der Überlegungen stünden neben den Benelux-Ländern auch Großbritannien, Osteuropa, der Balkan und die Türkei. Denkbar sei auch ein Engagement in Russland. In den kommenden zehn Jahren sind dazu Investitionen von bis zu 80 Milliarden Euro geplant.