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Energiepreise Energiepreise: Leere Tanks nach hartem Winter

Von Eckart Gienke 24.03.2010, 08:51

Hamburg/dpa. - Der lange und harte Winter kommt Mieter undHausbesitzer demnächst teuer zu stehen. Die Heizöl-Tanks haben sichwährend der kalten Wintermonate bedenklich geleert, viele Verbrauchermüssen in den nächsten Wochen den Tankwagen bestellen. Und das wirdteuer: Heizöl kostet so viel wie zuletzt im November 2008.

Bislang hat sich die eisige Winter-Witterung nicht bei den Heizöl-Händlern bemerkbar gemacht, weil ihre Kunden noch Öl in den Tankshaben. In den ersten beiden Monaten des Jahres lag der Heizöl-Absatzin Deutschland um mehr als 26 Prozent unter dem gleichen Zeitraum desVorjahres. Im Herbst waren die privaten Öltanks zu zwei Drittelngefüllt; das war fast ein historischer Höchststand und reichte beiden meisten über den Winter. «Viele Kunden haben die niedrigenÖlpreise des Jahres 2009 genutzt, um ihre Tanks bis zum Anschlag zufüllen», sagt Karin Retzlaff vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) inBerlin. Doch jetzt wird es eng. Der Winter ist vorbei, dieHeizperiode noch nicht ganz.

Wer im eigenen Haus wohnt und mit Heizöl heizt, muss tief in dieTasche greifen. Heizöl kostet gegenwärtig - je nach Region leichtunterschiedlich - um die 65 Euro je 100 Liter. Das macht bei einertypischen Kaufmenge von 3000 Litern fast 2000 Euro. Im Jahr 2009 lagder Preis meistens um mindestens zehn Euro tiefer, was eine Ersparnisvon 300 Euro oder mehr bedeuten würde. Ob es sich lohnt, aufniedrigere Preise zu warten und bis dahin nur kleine Mengen zuordern, ist eine Glaubenssache. Wer an steigende Preise glaubt, kauftjetzt, wer auf fallende Preise setzt, wartet noch ab.

Für Mieter sieht die Sache anders aus. Auf sie warten erst einmalerfreuliche Nachrichten, weil in den kommenden Wochen die erstenNebenkosten-Abrechnungen für das Jahr 2009 verschickt werden. Und dadürften mehr Rückzahlungen als Nachzahlungen für die Mieterbevorstehen. 2008 war ein Jahr mit sehr hohen Ölpreisen; in denSommermonaten mussten die Verbraucher fast einen Euro für einen LiterHeizöl bezahlen. Dementsprechend hoch fielen 2009 die Nachzahlungender Mieter und die monatlichen Abschlagszahlungen aus. Doch da warendie Ölpreise längst wieder runter und Heizöl zeitweise nur noch halbso teuer wie 2008. Deshalb gibt es jetzt oft Geld zurück.

«Man sollte das aber nicht überschätzen», warnt Kai Warnecke vomVerband Haus&Grund. Wie viel Geld möglicherweise vom Vermieterzurückkommt, hängt auch von Zufällen ab, wie zum Beispiel einemgünstigen Kaufzeitpunkt oder der Witterung und dem Heizungsverhaltender Mitmieter in einem Mehrparteienhaus. Die Vermieter empfehlen,auch die Abschlagbeträge nicht zu weit zu reduzieren: Schon imnächsten Jahr sind wegen des strengen Winters und der hohen Preisewieder kräftige Nachzahlungen zu erwarten. «Man sollte auf dierechnerischen Abschlagbeträge lieber noch 15 oder 20 Prozentdrauflegen, um nicht plötzlich mit einer hohen Nachzahlungkonfrontiert zu sein», sagte Warnecke.

Die Mietervereine dagegen empfehlen, dem Vermieter auf die Fingerzu sehen. «Je höher die zu erwartende Rückzahlung ist, desto späterkommt die Abrechnung», sagt Siegmund Chychla vom MietervereinHamburg. «Einen billigeren Kredit für die Vermieter gibt es nicht.»Die Mieter sollten deshalb ruhig einmal bei ihren Vermieternnachfragen, wo die Abrechnung bleibt - und auf eine exakte Anpassungder Vorauszahlungen bestehen, wie es gesetzlich vorgeschrieben sei.

Wer mit Gas heizt, kann noch einige Monate entspannt bleiben. Weildie Heizölpreise sich im vergangenen Jahre ziemlich moderat gaben,liegt auch der aktuelle durchschnittliche Gaspreis nach Angaben desHamburger Energie-Informationsdienstes EID um zehn Prozent unter demVorjahr. Doch falls sich der aktuelle Ölpreis-Anstieg verfestigt,dürften im zweiten Halbjahr auch die Gaspreise wieder steigen.