Energiebranche Energiebranche: Machtpoker um Verbundnetz
HALLE/MZ. - Nach Ansicht der kommunalen BeteiligungsgesellschaftVUB plant der Oldenburger Energiekonzern EWEschon seit langem eine "feindliche Übernahme"von Verbundnetz. Nach dem Erwerb der Aktienmehrheitsolle VNG anschließend in ein gemeinsamesTochterunternehmen mit dem baden-württembergischenEnergiekonzern EnBW eingegliedert werden,teilte die VUB am Mittwoch unter Berufung aufeine eine "Abmahnung" des Bundeskartellamtesmit.
Ein Sprecher von EWE erklärte gegenüber derMZ, dass die VNG als eigenständiges Unternehmenmit dem Stadtort in Leipzig erhalten bleibensoll. Die Absicht der Gründung eines Tochterunternehmensmit EnBW, bei der VNG ein Bestandteil ist,dementierte er jedoch nicht. "Natürlich suchenwir Formen der Zusammenarbeit mit EnBW", soder EWE-Sprecher. Wie dies konkret aussehensoll, ließ er allerdings offen.
Hintergrund ist der geplante Einstieg vonEnBW beim Oldenburger Regionalversorger EWE.Die Baden-Württemberger gaben im Juli 2008bekannt, für rund zwei Milliarden Euro rund26 Prozent der Anteile an EWE kaufen zu wollen.Schon damals wurde spekuliert, dass EnBW vorallem an der "Perle" VNG interessiert ist.EWE besitzt knapp 48 Prozent der VNG-Anteileund ist bestrebt, die Mehrheit zu gewinnen.Dies stößt jedoch auf den erbitterten Widerstandvieler ostdeutscher Stadtwerke, die an VNGeine 25-prozentige Sperrminorität halten.In der VUB sind die kommunalen Anteile vonVerbundnetz gebündelt. Die VUB befürchtet,dass nach einer Mehrheitsübernahme durch EWEzentrale Funktionen und Arbeitsplätze beiVNG in Leipzig verloren gehen.
Diese Sichtweise sieht die VUB durch eineKartellamtsentscheidung gestützt. Ende Dezember2008 haben die Wettbewerbshüter "wettbewerbsrechtlicheBedenken" gegen eine strategische Partnerschaftvon EWE und EnBW erhoben. Begründet wurdedie vorläufige Einschätzung damit, dass esauf dem ostdeutschen Gasmarkt zu einer marktbeherrschendenStellung kommen könnte. Denn neben der Beteiligungvon EWE an VNG ist auch EnBW an den StadtwerkenDresden und der Enso Energie Sachsen Ost AGbeteiligt. Bis zum 9. März will das Kartellamteine Entscheidung treffen.
Die Mitglieder der VUB sehen sich vom früherenKonsortialpartner EWE hintergangen. "EWE hathinter unserem Rücken mit EnBW den Plan geschmiedet,die VNG beziehungsweise deren Gasgeschäftzu einem wesentlichen Teil eines neuen Unternehmenszu machen, was das abrupte Ende ihrer Eigenständigkeitbedeuten würde", so VUB-Geschäftsführer AndreasReinhardt.
In diesem Zusammenhang ging Reinhardt auchauf kursierende Gerüchte über Verkaufsabsichtender Stadt Halle ein. "EWE hat nach unserenInformationen im Dezember 2008 Halle ein Angebotfür ihre VNG-Anteile gemacht", so Reinhardt.Dies sei offenbar schon zuvor in den Plänenvon EWE und EnBW festgelegt worden. Der Stadtratvon Halle hatte sich allerdings gegen einenschnellen Verkauf der VNG-Anteile ausgesprochen(die MZ berichtete).