Energie Energie: Viele Heizöl-Kunden pokern bis zur Neige
Halle/MZ. - Exemplarisch dafür sei, dass die Zahl derer, die ihre Tanks bis auf den letzten Liter leer fahren, stark wächst, meinte Jürgen Ponke, Verkaufsleiter in der Total Mineralöl GmbH. Mineralöl-Händler Uwe Vorwerk aus Mansfeld führt dieses Verbraucherverhalten auch auf die allgemeine wirtschaftliche Situation und die daraus resultierende Verunsicherung der Menschen zurück. "Sie schieben den Ölkauf - ebenso wie den von Konsumgütern - immer in der Hoffnung auf eine günstigere Gelegenheit bis zuletzt hinaus."
Die Kaltsteher - so werden im Branchenjargon Kunden genannt, deren Heizöl-Vorrat komplett aufgebraucht ist - müssen aber nicht lange auf Warmwasser verzichten. "Wir bemühen uns, in solchen Notfällen noch am selben Tage Brennstoff anzuliefern. Dafür verlangen wir auch keinerlei Aufschlag, sondern allein den aktuellen Preis", beruhigte Vorwerk.
"Die Kunden werden sicherlich irgendwann kommen", zeigte sich Gohling überzeugt. Da der Heizölabsatz bereits 2004, gemessen am Vorjahr, rückläufig gewesen sei, prognostiziere der Verband für 2005 einen Absatzanstieg um fünf Prozent. Allerdings haben sich diese Erwartungen bis Mai nicht erfüllt. Im Gegenteil: Gemessen am gleichen Vorjahreszeitraum sei der Absatz um nochmals fünf Prozent gesunken, räumte Gohling ein. Dieses Defizit müsse nun wohl im 2. Halbjahr kompensiert werden.
Auf Grund der ungewöhnlichen Marktsituation warnen Skeptiker, es könne für die Raffinerien problematisch werden, entsprechend hohe Heizölvorräte aufzubauen, um sprunghaft ansteigender Nachfrage gerecht zu werden. In der Total Raffinerie Leuna gibt man sich gelassen. Heizöl gehöre neben Kraftstoffen zu den Hauptprodukten des Unternehmens. Im Vorjahr seien 1,5 Millionen Tonnen produziert worden, sagte Sprecher Olaf Wagner. "Aktuelle Markttendenzen und saisonale Bedarfsschwankungen fließen in unsere Planung ein."
Der in den letzten Jahren stark rückläufige Heizölverbrauch im Land hat nach Ansicht von Gohling mehrere Ursachen, nicht nur die Kaufzurückhaltung. Verbesserte Wärmedämmung der Häuser, verbrauchsärmere Heizungen und auch qualitativ verbesserte Heizölsorten zeigten Wirkung.