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Energie Energie: «Ölreserven halten bequem zwei Jahre»

05.03.2011, 09:52

Paris/dpa. - Und bisher gebe es keinen Grundsie anzugreifen, meint der Experte, den das renommierteForbes-Magazin zu den einflussreichsten Personen der globalenWeltenergieszene zählt. Birol erläutert im dpa-Interview, was dieBranche plagt.

Die politischen Umwälzungen in Nordafrika treiben die Ölpreise.Wie schlecht ist die Situation wirklich?

Birol: Die Preise waren schon hoch vor den Ereignissen inÄgypten, bei über 95 Dollar; sie kletterten dann angesichts derSituation dort weiter. Wenn die aktuelle Situation in Libyenübergreift auf andere Gas- oder Öl-produzierenden Staaten, könnte dasden gegenwärtigen Ölpreisen in der Tat einen weiteren Schub geben.

Was ist mit den strategischen Ölreserven der Mitgliedsländer?Müssen die jetzt angegriffen werden?

Birol: Unsere Mitglieder haben strategische Ölreserven im Volumenvon 1,6 Milliarden Barrel. Wenn wir uns entschließen würden, täglich2 Millionen Barrel davon freizugeben - was eine Menge wäre - würdeuns das problemlos zwei Jahre weiterbringen. Vorausgesetzt, dass dieRegierungen unserer Mitgliedsländer das wirklich für nötig haltenwürden. Zuletzt hatten wir das beim Hurrikan Katrina. Im Augenblickbeobachten wir einfach nur die Situation.

Wie viel Öl fehlt bisher eigentlich auf dem Weltmarkt?

Birol: Bisher haben wir zwischen 850 000 und 1 Million Barrel proTag (mb/d) in Libyens Produktion verloren. Um das mal in Relation zusetzen: Das ist etwas mehr als 1 Prozent der weltweiten Ölförderung!Der Hauptgrund für das Anziehen der Preise ist schlicht die Angst,dass sich die geopolitische Situation weiter verändern könnte.

Saudi-Arabien wird immer wieder als Retter in der Not genannt. Wieviel Öl produziert das Land denn nun eigentlich mehr?

Birol: Saudi-Arabien leistet wirklich sehr konstruktiveUnterstützung, das ist exzellent! Es hat nach Berichten der Industrieseine Rohöl-Produktion auf 9 Millionen Barrel pro Tag gesteigert.Saudi-Arabien hat wirklich genug Kapazitäten, um den Ausfall zukompensieren.

Haben wir eigentlich mittlerweile schon den immer wiederbeschworenen historischen Höhepunkt bei der Ölförderung erreicht?

Birol: Bei der konventionellen Ölförderung haben wir diesenScheitelpunkt in den der OPEC nicht angeschlossenen Förderländer inder Tat erreicht. Wir gehen aber davon aus, dass wir definitiv nochsubstanzielle Reserven in vielen der wichtigsten Länder in Nahost undNordafrika und auch in vielen anderen Staaten bei dennicht-konventionellen Ölreserven wie Ölsand etc haben.

Welche Rolle kann Biosprit in einer Situation spielen, in der einesinkende Ölproduktion die Preise treibt?

Birol: Biosprit ist wichtig, doch ist sein Beitrag nicht ausreichend umden aktuellen Ausfall sofort zu kompensieren. Wenn allerdings dieÖlpreise weiter hoch bleiben ist es sehr wahrscheinlich, dassBiosprit einen starken Schub erleben könnte.

IEA-Chefökonom Fatih Birol (FOTO: DPA)
IEA-Chefökonom Fatih Birol (FOTO: DPA)
OECD/IEA (2010)