Energie Energie: Nordsee-Öl kostet erstmals 50 Dollar je Barrel

London/dpa. - Der Ölpreis für die Nordseesorte Brent hat amMontag erstmals die psychologisch wichtige Marke von 50 Dollarerreicht. Ein Barrel (159 Liter) zur Lieferung im November kostete um12.03 Uhr in London exakt 50,00 Dollar. Erst am Freitag war mit 49,75Dollar ein neues Rekordhoch erreicht worden. Händler begründeten denerneuten Preisanstieg mit Sorgen vor Lieferengpässen durch einenviertägigen Generalstreik im afrikanischen Ölland Nigeria, der amMontag begann.
In New York blieb der Ölpreis hoch. Öl zur Novemberauslieferungnotierte am Morgen im elektronischen Handel mit 53,30 Dollar nahe desSchlusskurses vom Freitag. Am vergangenen Freitag hatte Öl imTagesverlauf zeitweise ein neues absolutes Hoch erreicht und 53,40Dollar gekostet.
Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hatte amFreitag bei 45,19 Dollar pro Barrel gelegen. Das waren 11 Cents mehrals am Tag davor, teilte das OPEC-Sekretariat am Montag in Wien mit.
Neben dem Streik in Nigeria, der sich gegen die Erhöhung desheimischen Ölpreises richtet, wirkte sich auch ein sturmbedingterAusfall des Ölhafens LOOP (Louisiana Offshore Oil Port) im Golf vonMexiko negativ aus. Wegen des tropischen Sturms «Matthew» war derÖlhafen Ende vergangener Woche geschlossen worden. Dort werden zehnProzent der US-Öleinfuhren umgeschlagen.
Die Ölproduktion im Golf von Mexiko liegt wegen der Zerstörung vonBohrinseln durch Hurrikan «Ivan» und Schäden an Ölinstallationen indem wichtigen US-Produktionsgebiet noch immer um 28 Prozent unter demnormalen Niveau.
Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten am Sonntag angekündigt,wegen der hohen Preise ihre Produktion zu erhöhen. In absehbarerZukunft sollten zusätzlich 300 000 Barrel Öl pro Tag auf denWeltmarkt kommen. Bis zum Jahr 2006 solle die Produktionskapazität umeine Millionen auf 3,5 Millionen Barrel täglich angehoben werden.Auch Saudi Arabien betonte, es könne bei Bedarf die Produktion vonneun Millionen Barrel am Tag auf elf Millionen erhöhen.
Brent-Öl wird nach Einschätzung der Rohstoff-Expertin Sandra Ebervon der DekaBank in Richtung der 60-Dollar-Marke steigen. «Wir werdeneher die 60 Dollar sehen als 40 Dollar», sagte die Volkswirtin. DieNachfrage werde in der bevorstehenden Heizperiode noch steigen undRohöl verteuern. Um den Preis zu drücken, ist nach Einschätzung vonEbner ein deutlicher Aufbau der Lagerbestände notwendig. «Das seheich im Moment aber nicht.» Ebner zufolge ignoriert der Markt derzeitpositive Meldungen. «Egal welche Nachrichten kommen, der Ölpreissteigt.» So habe die Ankündigung des Generalstreiks in Nigeria denPreis weiter nach oben getrieben, obwohl nicht mit einem Ausfall derÖlproduktion gerechnet werde.