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Energie Energie: Bioethanolwerk in Zeitz wird ausgebaut

Von Steffen Höhne 06.07.2006, 17:32

Halle/Zeitz/MZ. - Die Jahreskapazität bei Südzucker werde von 260 000 Kubikmetern auf 360 000 Kubikmeter erhöht. Dazu soll die bestehende Anlage, die aus Getreide Bioethanol herstellt, die Produktion um 40 000 Kubikmeter erhöhen. Zudem werde eine weitere Anlage auf Basis von Zuckerrüben mit rund 60 000 Kubikmeter Leistung neu gebaut, so Schlüter. "Der Markt ist in Bewegung, wir erwarten in den nächsten Jahren eine höhere Nachfrage." Bisher ist der deutsche Bioethanolmarkt verglichen mit Ländern in Südamerika winzig. Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie schätzt die Jahresproduktion auf 600 000 Kubikmeter.

Hersteller sind im wesentlichen Südzucker und die Sauter-Gruppe mit Werken in Zörbig (Landkreis Bitterfeld) und Schwedt. Bisher stand Bioethanol eher im Schatten des erfolgreichen Biodiesels. Es wurde vor allem hochkonzentriert als E 85 verkauft oder als ETBE, ein Oktan-Mittel für Kraftstoff.

Durch Gesetzesänderungen Ende Juni kommt es nun zu Veränderungen im Markt. Nach einem Beschluss des Bundestages soll es für die Mineralölwirtschaft eine Beimischungspflicht für Bioethanol zum Benzin ab nächstem Jahr in Höhe von zwei Prozent Energiegehalt geben. Hintergrund ist eine EU-Richtlinie, die fordert, dass bis 2010 europaweit 5,75 Prozent aller Kraftstoffe aus pflanzlichen Rohstoffen stammen. "Die Mineralölwirtschaft muss ihre Blockade aufgeben", so Karin Retzlaff vom Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie. Viele Investoren wittern ein lukratives Geschäft: So kündigte die Nordzucker AG im Mai an, in Klein Wanzleben im Bördekreis neben der Zuckerfabrik für 70 Millionen Euro bis 2007 ein Bioethanol-Werk mit einer Produktion von 130 000 Kubikmeter zu bauen. Im Hafen Halle will ein Investor eine Anlage für 30 Millionen Euro bauen.

Doch Marktbeobachter warnen vor Euphorie. "Die Politik wird langfristig die Förderung einschränken, wie wir es beim Biodiesel schon sehen", sagt ein Manager aus der Branche. Die Mineralölwirtschaft wehrt sich schon gegen eine Beimischungspflicht. "Der Zwang ist immer eine schlechte Lösung, Bioethanol geht an den Markterfordernissen vorbei", sagt Michael Winkler vom Mineralölwirtschaftsverband. Die Konsequenz seien höhere Spritpreise.

Durch die steigende Nachfrage nach Diesel gebe es heute in Europa einen Benzinüberschuss. Dieses Problem würde durch den Zusatz Ethanol noch verschärft. Zudem sei es technisch schwierig, Bioethanol in kleinen Mengen dem Benzin beizugeben.