Einzelhandel Einzelhandel: Schlecker ist pleite
DüsseldorfAFP. - Die Drogeriemarktkette Schlecker ist pleite. Das Unternehmen werde „kurzfristig“ einen Antrag auf geplante Insolvenz stellen, um damit unter Gläubigerschutz den laufenden Unternehmensumbau fortzusetzen, teilte Schlecker am Freitag mit. Der Geschäftsbetrieb der Drogeriemarktkette soll demnach unverändert weiterlaufen, die Zahlung der Gehälter für die Angestellten sei über das Insolvenzausfall-Geld gesichert.
Aktuell habe eine geplante Zwischenfinanzierung nicht realisiert werden können, teilte die für das Unternehmen zuständige PR-Agentur in Düsseldorf mit. Daher könnten die weiteren Maßnahmen für die laufende Restrukturierung des Unternehmens nicht so umgesetzt werden wie geplant. Der Insolvenzantrag sei ein „schwerer und notwendiger Schritt“, hieß es in der Erklärung. „Ziel ist der Erhalt eines großen Teils des Filialnetzes und damit auch der Arbeitsplätze.“ Der Antrag auf eine sogenannte geplante Insolvenz, bei der die Gläubiger auf Forderungen verzichten, die Firma aber weiterarbeiten kann, soll den Angaben zufolge direkt mit einem Vorschlag für die weitere Sanierung des Unternehmens verbunden werden. Folgten die Gläubiger dem Plan, könne die alte Geschäftsführung in Begleitung eines Insolvenzverwalters im Amt bleiben.
Schlecker macht seit drei Jahren Verluste, Ende 2011 wurden 600 der ursprünglich knapp 8000 Filialen geschlossen. Einen Zeitungsbericht über weitere Schließungspläne für rund 600 Filialen wollte das Unternehmen am Dienstag nicht kommentieren. Genaue Zahlen werde Schlecker erst nennen, wenn die Umstrukturierung abgeschlossen sei, sagte ein Sprecher. Auch dann werde Schlecker aber noch „mehr Filialen haben als sämtliche Wettbewerber zusammen“.
Die Gewerkschaft Verdi forderte das Unternehmen auf, sich „mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln für den Erhalt der Arbeitsplätze“ einzusetzen. Die Beschäftigten hätten sich „auch in den vergangenen schwierigen Jahren mit voller Kraft und großem Engagement für ihr Unternehmen eingesetzt und den Laden am Laufen gehalten“, erklärte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Eigentümer Anton Schlecker trage für sie „persönlich die Verantwortung“.
2010 war Schlecker wegen der schlechten Bezahlung von Leiharbeitern und versteckter Kameras in den Filialen in die Kritik geraten. Lars Schlecker, der Sohn von Firmengründer Anton Schlecker, räumte in einem Interview eine „Angstkultur“ und Fehler im Umgang mit den Mitarbeitern ein. Um nicht von Konkurrenten wie dm und Rossmann abgehängt zu werden, begann Schlecker zudem mit der Umgestaltung seiner Filialen: Bessere Beleuchtung, breitere Gänge und ein überarbeitetes Sortiment sollen die Läden kundenfreundlicher machen.
Mitte 2011 verfügte Schlecker nach eigenen Angaben noch über rund 7500 Drogeriemärkte in Deutschland. In ganz Europa gab es demnach etwa 11.000 Filialen. Die Zahl der Mitarbeiter gab Schlecker europaweit mit rund 47.000 an, davon etwa 35.000 in Deutschland.