Einzelhandel Einzelhandel: Rabattschlachten kosten tausende Arbeitsplätze

Düsseldorf/Köln/dpa. - Die deutschen Verbraucher haben von der beispiellosen Rabattschlacht im Einzelhandel mit Preisnachlassen von bis zu 50 Prozent kräftig profitiert. Die Bundesbürger gaben 2003 für neue Bekleidung rund drei Milliarden Euro weniger aus, obwohl sie nicht erheblich weniger eingekauft haben, teilte der Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels am Montag in Düsseldorf mit. «Die Gewinner der Rabattschlachten waren die Verbraucher», sagte der Vize- Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Siegfried Jacobs. Mehr als jeder dritte Konsument habe in der Vorweihnachtszeit reduzierte Bekleidung erworben, die er zu einem normalen Preis sonst nicht gekauft hätte.
Folge des zermürbenden Preiskampfes sei aber auf der anderen Seite des Ladentisches ein massiver Arbeitsplatzabbau, der noch einmal an Schwung gewonnen habe. Im vergangenen Jahr verloren bundesweit rund 13 000 Verkäuferinnen und andere Mitarbeiter im Textileinzelhandel ihren Job. Innerhalb von drei Jahren sank die Beschäftigtenzahl in der Teilbranche um 21 000 auf 314 000. In der Bekleidungsindustrie wurden gleichzeitig bundesweit 5000 Arbeitsplätze gestrichen, womit jeder zehnte Mitarbeiter den Job verlor, teilte der Herstellerverband GermanFashion mit. Beide Verbände gehen davon aus, dass der massive Stellenabbau dieses Jahr nicht mit dem gleichen Tempo weiter geht.
Außerdem wird in diesem Jahr ein Abflauen der Rabattschlacht mit der Flut an Schnäppchenangeboten erwartet. «Auch die Anführer der Rabattschlachten werden in ihren Bilanzen erkennen, dass die Erhöhung des Marktanteils und das Verdrängen von Mitbewerbern wenig erbaulich sind, wenn die Rendite gefährdet ist», betonte Jacobs. Überzogene Rabatte und ganzjährige Rotstiftpreise würden die Kaufzurückhaltung zudem eher fördern, weil die Verbraucher auf noch billigere Angebote warteten. Die Verbraucher müssten aber nicht mit höheren Preisen bei Bekleidung rechnen. Das Ausmaß der Rabattschlacht sei erst durch die Abschaffung des Rabattgesetzes vor rund zweieinhalb Jahren möglich geworden. Ursache des Preiskampfes sei die wachsende Verkaufsfläche.
Während die 530 Unternehmen zählende deutsche Bekleidungsindustrie bereits die Talsohle erreicht hat, erwartet der Textileinzelhandel 2004 nur Umsätze auf dem Vorjahresniveau. Das wäre dann das 13. Jahr ohne Umsatzzuwachs. Der Branchenumsatz schrumpfte 2003 um ungefähr 5 Prozent auf rund 55 Milliarden Euro. Vor allem Mäntel, Jacken und Kleider liefen in der Damenoberbekleidung schlecht. In den Herren- Abteilungen waren Sakkos und Krawatten weniger gefragt. Lammfell- Jacken und Kordhosen waren Renner. Die deutsche Bekleidungsindustrie freut sich über Exportzuwächse. Zu den Bestellungen aus Westeuropa komme eine steigende Nachfrage aus dem Osten. 2004 werden zwischen 4,4 (Damenbekleidung) und 2,1 Prozent (Herren) Umsatzplus erwartet.