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Einmaliges Sonnenkraftwerk in Jülich eröffnet

20.08.2009, 16:30

Jülich/dpa. - In Jülich bei Aachen ist am Donnerstag ein bisher einmaliges Sonnenkraftwerk eröffnet worden. Das Besondere daran ist, dass viele hundert Spiegel auf dem Boden so ausgerichtet werden, dass das Sonnenlicht auf die Spitze eines Solarturms reflektiert wird.

Durch diese Lichtkonzentration wird ein höherer Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung erzielt. Das Kraftwerk könnte nach Angaben der Stadtwerke Jülich 350 Haushalte mit Strom versorgen. Es hat 22 Millionen Euro gekostet.

Auf einer Fläche von knapp elf Fußballfeldern (acht Hektar) sind 2153 bewegliche Spiegel aufgestellt, die dem Lauf der Sonne folgen. Das Licht von diesen zusammen fast 18 000 Quadratmetern Spiegelfläche wird auf einen rund 22 Quadratmeter großen Empfänger konzentriert, der an der Spitze eines 60 Meter hohen Turms sitzt. In diesem Empfänger aus Spezialkeramik heizt sich angesaugte Luft auf etwa 700 Grad Celsius auf und verdampft Wasser. Der so erzeugte Dampf treibt eine Turbine an, die über einen Generator Strom produziert.

Die Anlage besitzt einen Wärmespeicher, der sich über zwei Stockwerke des Turmes ausdehnt. Darin wird Spezialkeramik von der Heißluft erhitzt. Scheint die Sonne kurzfristig nicht, etwa wenn Wolken vorüberziehen, kann diese Wärmeenergie abgezapft und so weiter Strom produziert werden.

Das Kraftwerk wird im Nennbetrieb 1,5 Megawatt Strom liefern. Es dient nach Darstellung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) als Referenz für zukünftige kommerzielle Kraftwerke in Südeuropa und Nordafrika, die auch beim Wüstenstromprojekt Desertec eine tragende Rolle spielen. Das DLR hatte den Empfänger (Receiver) für die Turmspitze entwickelt.

Mit dem Solarkraftwerk in Jülich sei erstmals die in Deutschland entwickelte Technik des Solarturmkraftwerks als Komplettsystem aufgebaut worden, betonte das Zentrum. «Die neue Anlage eröffnet die einmalige Chance, durch Erfahrungen in der Praxis die Technologie zur endgültigen Marktreife weiterzuentwickeln», sagte der Leiter des DLR- Instituts für Technische Thermodynamik, Prof. Hans Müller-Steinhagen, laut einer Mitteilung. «Natürlich scheint in Jülich die Sonne nicht so oft wie in Nordafrika, aber bei einem Versuchskraftwerk, in dem die Technologie weiterentwickelt werden soll, ist die gute Anbindung an die Forschungsinstitute wichtiger als der Dauerbetrieb.»