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Einkommen in Deutschland Einkommen in Deutschland: Endlich wird über Geld und Verantwortung geredet

Von Sibylle Quenett 11.12.2007, 17:38

Berlin/MZ. - Wie sehr sich die Einkommensschere in den letzten Jahren geöffnet hat, lässt sich längst nicht nur auf Gewerkschaftsseiten nachlesen, sondern in unverdächtigen Wirtschaftsmagazinen.

Die Politik kann darüber nicht einfach hinweggehen, ohne selbst ein Stück Legitimation zu verlieren. Auch wenn der Regelungsbedarf und der Handlungsspielraum letztlich stark begrenzt sind. Parteien, Abgeordnete und Parlamente haben die Aufgabe, gesellschaftliche Debatten inhaltlich mit zu bestimmen. Die Unruhe und der Unmut, die sich äußern, werden zum Prüfstein für die Stabilität des Gemeinwesens und dessen inneren Zusammenhaltes. Wer das als Neiddebatte abtut, handelt verantwortungslos.

Auf dem Arbeitgebertag in Berlin nahm das Thema breiten Raum ein. Zu Recht. Eingefordert von der Kanzlerin - wie zuvor schon vom Bundespräsidenten und der SPD. Denn es geht um mehr als den "gerechten Lohn" für die Leistung von Arbeitern und Angestellten einerseits sowie Top-Managern andererseits. Erstmals seit Jahren spüren auch die Wirtschaftseliten, dass ihr Verhalten entscheidenden Einfluss hat auf die politische Grundstimmung.

In den letzten Jahren nahm die Sprachlosigkeit zwischen politischen und wirtschaftlichen Eliten immer weiter zu. Geprägt von viel Unverständnis in der Wirtschaft für langsame und demokratisch legitimierte politische Abstimmungsprozesse. Und dem wachsendem Unmut der Politik über eine Managerkaste, die den Arbeitnehmer nur noch als Kostenfaktor sah und sich gleichzeitig selbst großzügig bediente.

Jetzt sind Politik und Wirtschaft wieder im Gespräch. Die Erwartungen, die dabei an Vorstände und Aufsichtsräte gerichtet werden, sind nicht unbillig. Es geht um die Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln. Wer Mitarbeiter zu Einschnitten zwingt, sollte daran selbst nicht mit Aktienoptionen schamlos verdienen. Auch hohe Abfindungen, wie bei dem spektakulären Scheitern eines Geschäftsmodells wie das der "Welt AG" DaimlerChrysler unter Jürgen Schrempp, sind nicht zu vermitteln.

Es lohnt die Rückbesinnung auf die Stärken des deutschen Mittelstands. Hier haften Eigentümer mit ihrem Vermögen für das Wohl ihres Unternehmens. Das muss die Risikobereitschaft nicht einschränken, hält aber von finanziellen Abenteuern ab. Auch die Bindungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind in der Regel enger und vor allem langfristiger. Wer gute Mitarbeiter halten will und persönlich kennt, wird sie nicht mit Mindestlöhnen abspeisen. Darüber lohnt es sich zu reden. Laut und öffentlich.

Kontakt zur Autorin:Sibylle Quenett