Edeka steuert weiter auf Wachstumskurs
Hamburg/dpa. - Die milliardenschwere Lebensmittelkette Edeka steuert mit einer neuen Vorstandsriege weiter auf Wachstumskurs. Der Einzelhandelsumsatz in Deutschland legte 2007 um 4,5 Prozent auf 31 Milliarden Euro zu und soll in diesem Jahr flächenbereinigt um 3,0 Prozent steigen.
«Das Jubiläumsjahr 2007 war das beste der Unternehmensgeschichte», berichtete der scheidende Vorstandsvorsitzende der Edeka AG, Alfons Frenk (57), am Montagabend in Hamburg zu den vorläufigen Zahlen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern werde den Vorjahreswert von 1,09 Milliarden Euro leicht übertreffen.
Nach fünf Jahren an der Firmenspitze verlässt Frenk aus persönlichen Gründen Ende April die Gruppe. «Meine familiäre Situation ist nicht mehr mit einem Engagement im Top-Management vereinbar», sagte er. Sein Nachfolger wird Finanzvorstand Markus Mosa (40), der mit zwei neuen Kollegen Edeka führt. Eine Hauptaufgabe im «Jahr 101» des Bestehens der genossenschaftlich organisierten Gruppe wird die Integration von 2900 Plus-Filialen sein - vorausgesetzt das Kartellamt genehmigt den Zusammenschluss mit dem Edeka-Discounter Netto.
Frenk erwartet eine Entscheidung bis Ende April. Er hoffe, dass das Geschäft nicht untersagt wird: «Wir können uns auch vorstellen, dass wir Auflagen erhalten.» Die Behörde prüfe in rund 350 Einzugsgebieten, ob Edeka eine marktbeherrschende Stellung von mehr als 40 Prozent hat. Es gebe aber keines, in dem nicht «erbitterter Wettbewerb» herrsche, sagte Frenk. Kommt die Genehmigung werden rund 2000 Filialen auf das Netto-Konzept umgerüstet; 900 kleinere, aber gewinnträchtige Plus-Filialen bleiben erhalten. Der neue Discounter hat dann einen Umsatz von rund 11 Milliarden Euro. 2007 legte Netto um rund 14 Prozent auf 3,72 Milliarden Euro zu.
Der Lebensmittelhändler Edeka rechnet damit, dass der Discount- Handel in Deutschland künftig bis zur Hälfte des Branchengeschäfts ausmachen wird. «Wir wollen erfolgreich Kurs halten», sagte Mosa, der seine Karriere beim vom Edeka übernommenen Filialisten Spar begann und sie bei Netto fortsetzte. «Die Edeka-Gruppe muss sicher organisch wachsen und selbst zukunftssichere Flächen entwickeln.» Mosas Vorstandskollege Gert Schambach (39), ebenfalls Betriebswirt mit Berufserfahrung bei Lidl, der Dohle Handelsgruppe und Rewe, kümmert sich seit Dezember um das Edeka- Warengeschäft. Ein - noch nicht ernannter - Finanzchef soll das Trio komplett machen. Frenk selbst bleibt dem Unternehmen als Berater verbunden.
Preissteigerungen im Lebensmitteleinzelhandel sieht der scheidende Manager nicht als «Gefahr für den Endverbraucher». «Dazu ist der Wettbewerb in Deutschland zu brutal.» Erhöhungen lägen im Durchschnitt unter der allgemeinen Preissteigerungsrate, resümierte Frenk. In diesem Jahr müsse der Vollsortimenter seine Ware aber teurer einkaufen. «Lebensmittel sind auf dem Weltmarkt gefragt», erläuterte er. Die Lebensmittelindustrie diktiere die Preise, die Margen litten. «Wir werden passiv dazu gezwungen, mehr Eigenmarken zu entwickeln». Ihr Anteil beläuft sich bei Edeka auf 15 Prozent, das Gros sind Herstellermarken.
Mehr Ergebnis im Einzelhandel lasse sich nur durch zusätzliches Geschäft und Arbeit auf der Kostenseite erzielen, erläuterte Frenk. «Die Renditechancen passen nicht zu den Risiken, die eingegangen werden.» Beispielsweise müssten für große Verkaufsflächen langfristige Mietverträge abgeschlossen werden. Nach einer Gesamtrendite von 3,5 Prozent 2006 strebt Edeka eine «Traumrendite» von 4,0 Prozent an. Ob dies schon 2007 gelungen sei, lasse sich noch nicht sagen.
«Über uns liegt Aldi» - dessen ist sich Frenk sicher; ob es dazwischen weitere Wettbewerber gibt, wisse er nicht. Der Manager hat seit 2004 für zusätzlich rund acht Milliarden Euro Umsatz gesorgt: Er stemmte die Übernahme und Eingliederung der angeschlagenen Spar- Märkte, sorgte mit Netto für ein Discount-Angebot, verkaufte defizitäre Marktkauf-Baumärkte, gab das schwierige Auslandsgeschäft wieder auf und setzte konsequent darauf, von Edeka in eigener Regie geführte Filialen an selbstständige Kaufleute abzugeben. Auf sie entfielen 2007 rund 15 Milliarden Euro des Umsatzes, ein Zuwachs von gut 11 Prozent.