Edeka Edeka: Einkaufszentrale der Kolonialwarenhändler

Hamburg/dpa. - Gerade hatte er gemeinsam mit dem Berliner Kaufmann FritzBorrmann den Grundstein für die Edeka gelegt, heute ein florierendesUnternehmen und der größte Händler von Lebensmitteln in Deutschland.Seit Monaten wirbt Edeka mit dem Jubiläum in Druckmedien und demFernsehen; am 21. Juni wird mit einem Festakt im Hamburger Rathausoffiziell gefeiert.
Vor 100 Jahren war die wirtschaftliche Lage der Einzelhändler inDeutschland relativ schlecht. Wegen hoher Einkaufspreise mussten siemit geringen Verdienstspannen klarkommen und erwirtschafteten aufkleinen Flächen und mit einem begrenzten Einzugsbereich in derunmittelbaren Nachbarschaft nur geringe Umsätze. Die Edeka - ausE.d.K, Einkaufszentrale der Kolonialwarenhändler - und ihreVorläuferorganisationen waren die Antwort der Händler auf dieMarktmacht der Lebensmittelproduzenten. Durch gemeinsamen Einkaufwollten sie Rabatte aushandeln und so ihren eigenen Verdienstverbessern.
Bis heute ist Edeka, anders als Konkurrenten wie Metro oderDiscounter wie Aldi, eine genossenschaftliche Organisation, die imwesentlichen auf rund 4800 selbstständigen Einzelhändlern aufbaut.Sie sind über regionale Genossenschaften auch die Aktionäre der EdekaZentrale und der Edekabank. Edeka-Chef Alfons Frenk sieht darin nichtnur eine Tradition, sondern einen strategischen Vorteil: «Die hoheunternehmerische Motivation und Kreativität der Edeka-Unternehmer istfür mich das klare Gegengewicht zur fortschreitenden Filialisierungunserer Einzelhandelslandschaft.» Für andere Handelsexperten hat dieEdeka-Organisation auch Nachteile, etwa eine gewisse Schwerfälligkeitdurch starke Regionalorganisationen und ein fehlendes Machtzentrum.
Das Konzept hat sich jedoch ohne Zweifel als erfolgreich erwiesen.Die Edeka-Organisation setzte in ihrer langen Geschichte neue Trendsim Handel und gehörte bei Innovationen oft zu den ersten im Markt. Sokamen schon drei Jahre nach der Gründung die ersten Edeka-Eigenmarkenin die Geschäfte, preislich sowohl für die Händler wie auch für dieVerbraucher ein wichtiges Gegengewicht zu den teurerenMarkenartikeln. Später waren es Neuerungen wie die Einführung derSelbstbedienung in den fünfziger Jahren oder die Erweiterung desAngebots um Tiefkühlkost, bei denen Edeka eine innovative Rollespielte.
Die Auseinandersetzung mit der Industrie, die schon bei derGründung Pate stand, zieht sich wie ein roter Faden durch die Edeka-Historie. In den vergangenen Jahren ging Frenk entschieden gegenMarkenartikler und Lieferanten vor, die konkurrierende Discount-Märkte zu besseren Konditionen versorgten - obwohl Edeka mit einembreiten Sortiment Deutschlands größter Verkäufer von Markenartikelnist. Von den Billiganbietern wie Aldi oder Lidl wollte sich Edekastets absetzen, obwohl mittlerweile mit der Supermarkt-Kette Nettoauch ein Discounter unter dem Dach des Edeka- Konzerns arbeitet.
Mit einem Einzelhandels-Umsatz von mehr als 30 Milliarden Euro undeiner Umsatzrendite von 3,5 Prozent ist Edeka der erfolgreichsteLebensmittelhändler in Deutschland. Bis 2010 will die Gruppe 30Prozent Marktanteil erreichen. Mit 253 000 Beschäftigten ist Edekader größte Arbeitgeber der Republik, noch vor der Bahn, Siemens oderDaimler. Zu dem Konzern, der sich nach einigen missglückten Ausflügenins Ausland heute weitgehend auf den deutschen Markt konzentriert,gehören große Produktionsbetriebe für Fleisch und Wurst, Brot, Obst,Gemüse, Blumen und Wein.