EADS: Verkauf der Airbus-Werke läuft weiter nach Plan
München/dpa. - Der europäische Flugzeugbauer Airbus setzt die Verhandlungen über einen Verkauf einiger Werke wie geplant fort. "Es gibt keinen neuen Sachstand und es gibt keine anderen Entscheidungen", sagte ein EADS-Sprecher am Freitag und widersprach damit einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ).
Dem Blatt zufolge prüft das Unternehmen, den Verkauf zu stoppen und die betroffenen Standorte in eine neue Tochtergesellschaft auszulagern. "Das ist blanker Unsinn." Am Kreis der Kandidaten und am geplanten Verkauf habe sich nichts geändert. Mit einer Entscheidung sei bis Jahresende zu rechnen.
In Deutschland stehen die Werke Varel, Nordenham und Laupheim sowie der Standort Augsburg der Muttergesellschaft EADS auf der Verkaufsliste. Nach dem Rückzug des Heidenheimer Anlagenbauers Voith bieten für die vier deutschen Werke nur noch der amerikanische Boeing-Zulieferer Spirit und die MT Aerospace, die zur Bremer OHB gehört. Für die französischen und britischen Werke bieten GKN (Großbritannien) und Latécoère (Frankreich). Von den Werksverkäufen erhofft sich der Konzern Milliardeneinnahmen.
Airbus-Chef Thomas Enders hatte vor Betriebsräten in Hamburg gesagt, das Geschäftsmodell des Unternehmens sei "nicht mehr tragfähig", der Euro-Kurs habe "die Schmerzgrenze überschritten", das Tempo des Dollarverfalls sei "lebensbedrohlich". Airbus müsse alle Kostenblöcke auf den Prüfstand stellen und sehen, welche Zukunftsinvestitionen sich das Unternehmen noch leisten könne. Enders kündigte "radikale Maßnahmen" an.
Trotz der Aufträge in Rekordhöhe müsse Airbus mit "gewaltigen Verlusten" rechnen. Bei den Sparmaßnahmen dürfe es keine Tabus mehr geben. Zu Entscheidungen soll es in den nächsten Wochen kommen, sagte der Airbus-Chef. Neben dem Verkauf der Werke sollen nach den bisherigen Plänen rund 3.700 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Die verspätete Auslieferung des Riesenfliegers A380 und die Neukonstruktion des Langstrecken-Jets A350XWB hatten Airbus Milliarden gekostet und das Unternehmen damit in eine schwere Krise gestürzt. Hinzu kommen der Ausbau der Produktion bei der beliebten A320-Familie und Probleme bei der Entwicklung des Militärtransporters A400M.
Der Chef der Airbus-Muttergesellschaft EADS, Luis Gallois, hatte bereits Anfang November einen schärferen Sparkurs bei Airbus angekündigt. Flugzeuge werden international in Dollar abgerechnet, ein beträchtlicher Teil der Kosten fällt jedoch im Euroraum an. Das Sanierungsprogramm "Power8" ist auf einen Eurokurs von 1,35 Dollar ausgerichtet, mittlerweile steuert der Kurs jedoch bereits auf 1,50 Dollar zu. Laut Gallois kostet ein um 10 Cent schwächerer Dollar das Unternehmen pro Jahr rund eine Milliarde Euro.
Konzernbetriebsrat und die IG Metall widersprachen indes der Einschätzung von Enders. Der Chef des Airbus-Konzernbetriebsrates, Rüdiger Lütjen, räumte zwar ein, dass der starke Euro das Unternehmen belaste, eine existenzielle Krise für das Unternehmen sehe er aber nicht. "Das Management soll nicht ständig neue Schlagzeilen produzieren, sondern die vorhandenen Probleme bei den Passagiermaschinen A 380 und A 350 sowie beim Transportflugzeug A 400M abarbeiten", sagte er der "Berliner Zeitung". Anstatt über die Verlagerung von Produktionskapazitäten in den Dollar-Raum nachzudenken, sollten die Manager über die Preise für die Flugzeuge nachdenken und nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten suchen.
Auch die IG Metall Küste bezweifelte, dass weitere Sparmaßnahmen oder Produktionsverlagerungen die Probleme der EADS-Tochter lösen. "Wir haben einen hohen Auftragsbestand. Das Management hat bisher noch keine Wirtschaftlichkeitsberechnungen vorgelegt, was ein Verkauf von Werken bringen soll", sagte Gewerkschaftssprecher Daniel Friedrich der Zeitung.
Branchenkennern zufolge war Enders Brandrede auch als Weckruf an die Angestellten gedacht. "Zahlreiche Airbus-Mitarbeiter unterschätzen offenbar nach wie vor den Ernst der Lage", sagte ein Beobachter. Die gute Auftragslage bringe nichts, solange Airbus nicht profitabel arbeite. Bisherige Warnrufe seien zu wenig beachtet worden. Das Unternehmen stehe am Scheideweg, darauf habe Enders aufmerksam machen wollen.