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E10 E10: Norwegen hilft mit Sprit aus

Von STEFFEN HÖHNE 03.06.2011, 12:14

Halle (Saale)/LEIPZIG/MZ. - Erst war immerwieder das Superbenzin aus, dann die Super-E10-Zapfsäulezugeklebt. Tanken an einer Esso-Station amRande von Leipzig macht derzeit wenig Freude.Der Tankwart versucht zu erklären: "Durchdie Einführung des Biosprits E10 haben wirnoch immer Probleme in der Logistik. Wir bekommenBenzin mittlerweile aus Bulgarien."

Autofahrer tanken wenig E10

Bulgarien? Die deutsche Esso-Zentralein Hamburg bestätigt dies so nicht. "Nein,aus Bulgarien beziehen wir wohl keinen Sprit",sagt Sprecherin Gabriele Radke - allerdingsaus den Niederlanden, der Schweiz und Norwegen.Radke räumt auch ein, dass es bei Esso imRaum Leipzig/Halle und Berlin noch immer beiTankstellen zu Leerständen kommt. Doch siehtsie dies nicht nur als ein Manko von Essoan. "Alle in der Branche haben derzeit nochProbleme."

Auch drei Monate nach der Einführung von E10wird das Benzin mit zehn Prozent Biospritvon vielen Autofahrern nicht getankt. DieLogistik von Esso war laut Radke jedoch fürOstdeutschland darauf ausgerichtet, dass E10das Hauptabsatzprodukt wird. In den Versorgungslagerngebe es daher Leerstände. "Wir müssen Benzinkreuz und quer durch Deutschland fahren undteilweise auch aus dem Ausland ordern", sagtRadke. Absatzzahlen von E10 will Esso nichtnennen.

Wettbewerber Aral tut sich da leichter: "Etwa30 Prozent des Absatzes beim Benzin entfallenbei uns auf E10. Wir waren allerdings vonmindestens 80 Prozent ausgegangen", sagt Aral-SprecherDetlef Brandenburg. Der neue Kraftstoff seieinige Cent günstiger als das herkömmlicheSuperbenzin und 90 Prozent der Fahrzeuge würdenihn laut Hersteller ohne Probleme vertragen."Die Kunden entscheiden sich dennoch dagegen",so Brandenburg. "Darauf müssen wir uns einstellen."Laut Brandenburg gibt es bei Aral vereinzeltEngpässe an den Tankstellen. Die großen Tanksan den Stationen seien mit E10 gefüllt, diekleinen mit Super. Große Nachfrage besteheaber nach Super, das in kleinen Tanks sei."Wir müssen deswegen manche Tankstelle mehrmalsam Tag beliefern", so der Aral-Sprecher. Dahersei es möglich, dass Standorte stundenweiseleer sind. Nun würden die Tanks der Aral-Stationenwieder schrittweise umgestellt. "Dies kostetaber Zeit." Wann die Probleme behoben sind,dazu machen weder Esso noch Aral genaue Angaben.Es werde "noch etwas dauern", heißt es unisono.

Dreistellige Millionenkosten

Auch der Mineralölwirtschaftsverband gibtkeine konkreten Informationen: "Die Logistikstrukturmuss erst wieder umgestellt werden", sagtSprecherin Karin Retzlaff. Die ostdeutschenRaffinerien in Leuna und Schwedt würden alleProdukte ausreichend anbieten. Bei den Mineralölfirmengebe es aber noch Probleme, ausreichend Tanklastzügebereitzustellen.

Sicher ist, dass die misslungene Einführungdes neuen Biosprits E10 die Kosten der deutschenMineralölwirtschaft in die Höhe treibt. Inder Branche spricht man von einem dreistelligenMillionenbetrag. Wer die Kosten trägt, obsie die Gewinne der Mineralölfirmen schmälernoder von den Autofahrern per Tankfüllung abgestottertwerden, wird sich erst in einigen Monatenfeststellen lassen.