Dubai-Krise schickt Börsen weiter auf Talfahrt
Frankfurt/Tokio/London/dpa. - Unter dem Eindruck der Schuldenkrise in Dubai haben sich die internationalen Finanzmärkte am Freitag unterschiedlich entwickelt. In Japan, China und Korea gingen die Aktienkurse auf Talfahrt.
In Europa beruhigten sich Kurse wieder, nachdem sie nach Bekanntwerden der Schreckensnachricht deutlich nachgegeben hatten. Deutsche Unternehmen und Banken sind anscheinend nicht in großem Maße von der Zahlungsunfähigkeit des Emirats betroffen.
In Tokio rutschte der Nikkei-Index am Freitag um 3,2 Prozent auf 9081,52 Zähler. So tief lag er seit vier Monaten nicht mehr. Der Hang Seng in Hongkong und der südkoreanische Aktienindex Kospi fielen jeweils um fast fünf Prozent. Der Shanghaier Composite Index verlor 2,36 Prozent.
Die europäischen Aktienmärkte hatten schon am Donnerstag als Reaktion auf die Geldprobleme in dem arabischen Emirat stark nachgegeben. Am Freitag ging die Talfahrt zunächst weiter. Zu Börsenbeginn fiel der Dax zunächst um 1,34 Prozent auf 5539 Zähler, am Mittag hatte er sich etwas erholt und lag in einem leichten Plus. Am Vortag war der deutsche Leitindex bereits um 3,25 Prozent abgerutscht.
Die Nachricht von den massiven Geldproblemen im Luxus-Paradies Dubai hatte die Finanzwelt am Donnerstag wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Nach dem Beginn der Finanzkrise hatte sich die Führung des Landes noch bemüht, die Probleme geheim zu halten. Jetzt musste das arabische Emirat die Gläubiger der Holding-Gesellschaft Dubai World und ihrer Tochterfirma Nakheel um Zahlungsaufschub bitten. Damit wurde klar: Dem Staatsunternehmen steht das Wasser bis zum Hals, die Scheichs haben sich übernommen.
Insgesamt soll Dubai World Schulden von rund 60 Milliarden Dollar angesammelt haben. Hauptgrund für die aktuellen Zahlungsschwierigkeiten Dubais ist nach Experteneinschätzung der Niedergang des Immobiliensektors - eine Folge der Finanzkrise.
Deutsche Unternehmen scheinen bislang nur wenig von der Krise betroffen zu sein. ThyssenKrupp und Hochtief machen sich nach eigenen Angaben wenig Sorgen, obwohl das Geld bei den Scheichs knapp wird. «Wir gehen davon aus, dass sich aus der Finanzkrise in Dubai keine nennenswerten Auswirkungen auf Hochtief ergeben», sagte ein Hochtief- Sprecher am Freitag in Essen.
Auch die beiden größten deutsche Banken sind nach Angaben aus Finanzkreisen nur wenig in Dubai engagiert. Die Deutsche Bank habe überhaupt kein Engagement bei Dubai World, hieß es. Das der Commerzbank sei zu vernachlässigen. Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank ist einem Sprecher zufolge überhaupt nicht von den Problemen am Golf betroffen.
In Dubai habe das lokale Bauunternehmen Al Habtoor, an dem die Hochtief-Tochter Leighton einen Anteil von 45 Prozent hält, nur zwei «vergleichsweise marginale Projekte». Die ausstehenden Forderungen liegen laut dem Sprecher unterhalb von 20 Millionen australischen Dollar. In Euro liege der effektive Wert bei nahezu Null, ziehe man in Betracht, dass Hochtief wiederum nur 55 Prozent Anteil an Leighton halte.
Die Nachrichten aus Dubai hatten auch Auswirkungen auf den Ölpreis. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) sank am Freitagmittag auf 73,88 Dollar und lag damit um 4,08 Dollar unter dem Preis zum Handelsschluss am Donnerstag.