Drogerien Drogerien: dm macht einen Sprung
BERLIN/Halle (Saale)/MZ. - Die Drogeriekette dm hat von der Pleite des früheren Konkurrenten Schlecker profitiert. Das Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe schrieb in dem im September abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 / 2012 einen Rekordumsatz von fast 6,9 Milliarden Euro, ein Plus von elf Prozent. Zum Gewinn macht das Unternehmen traditionell keine Angaben.
Besonders stark war das Wachstum in den Monaten nach Mai - in jener Phase also, als bei Schlecker endgültig die Lichter ausgingen. In dieser Zeit legte dm in Deutschland teilweise um fast ein Fünftel zu. Schlecker und die Unternehmenstochter Ihr Platz hatten im Januar Insolvenzantrag gestellt. Ende März schloss Schlecker mehr als 2 000 Filialen, Ende Juni die restlichen 2 800 Schlecker-Märkte.
Mit Schlecker und Ihr Platz hätten sich gleich zwei von fünf nationalen Anbietern aus dem Wettbewerb verabschiedet, sagte dm-Chef Erich Harsch. Das habe zwar zu einer Umverteilung im Markt geführt. Von dem Kuchen hätten aber auch andere Anbieter im Einzelhandel ein Stück abbekommen. Bei der Beurteilung, wer in welchem Maß vom Schlecker-Aus profitiert habe, sei "Vorsicht geboten".
Schlecker wie Ihr Platz seien schon in den vergangenen Jahren beim Verkauf von Drogeriewaren "keine Big Player" mehr gewesen, sagte Harsch. Mit Marktanteilen von zuletzt unter fünf Prozent seien sie in den Rankings kontinuierlich abgerutscht.
Auch in Sachsen-Anhalt konnte dm überdurchschnittlich zulegen. "Der Umsatz in unseren 20 Filialen wuchs um fast zehn Prozent", sagte Gebietsleiterin Susann Heinicke der MZ. Die Beschäftigtenzahl sei um 22 auf nunmehr 300 gestiegen. Und im kommenden Jahr ist weiteres Wachstum angepeilt. "Im Frühjahr werden wir in Bernburg in der ehemaligen Ihr-Platz-Filiale einen dm-Markt eröffnen", kündigte Heinicke an. Über "zwei bis drei" weitere Standorte im Land werde derzeit verhandelt.
Nach dem Aus von Schlecker ist der Drogeriemarkt in Bewegung. Nicht nur die Kunden, auch die Lieferanten bekommen das zu spüren. Laut Insidern haben die Großen der Branche nach dem Verschwinden von Schlecker eine bessere Marktposition gegenüber den Herstellern der Eigenmarken. Das erhöht den Druck der Produzenten, die Preise zu senken. Inzwischen machen dm, Rossmann & Co fast ein Drittel ihres Umsatzes über Produkte, die sie unter eigenen Markten verkaufen und von Dritten herstellen lassen. Die Abhängigkeit der Produzenten von den Drogerieketten ist mit Blick auf die großen Mengen zum Teil sehr groß.
Laut Unternehmenschef Harsch nähere sich dm beim Marktanteil für Drogeriewaren in Deutschland der 20-Prozent-Marke. Der Manager erklärt die guten Zahlen der Gruppe lieber mit eigenen Stärken denn mit Schwächen der Konkurrenz. So wächst der Karlsruher Konzern stetig. Im vergangenen Geschäftsjahr hat dm die Zahl der Filialen bundesweit um 89 auf 1 345 erhöht. Und die Expansion geht weiter. Mehr als 160 Millionen Euro will das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr in Deutschland investieren.
Längst ist dm auch über Deutschland hinaus aktiv. 1 354 Filialen betreibt die Gruppe zurzeit im Ausland. Mehr als ein Viertel des Erlöses kommt von dort. Der Konzern beschäftigt rund 43 930 Mitarbeiter in Europa, davon 29 100 in Deutschland. Etwa 800 frühere Schlecker-Mitarbeiter hat dm nach eigenen Angaben übernommen.