Drogerie-Kette Drogerie-Kette: Schlecker in Trümmern

Halle (Saale)/MZ. - Aus und vorbei - das Ende der einst größten deutschen Drogeriemarktkette Schlecker trifft Sachsen-Anhalt hart. Alle 161 Geschäfte des Unternehmens zwischen Arendsee und Zeitz werden dicht gemacht. Bereits Ende März hatten mehr als 400 Mitarbeiter in 78 Filialen vorsorglich ihre Kündigung erhalten. Bundesweit betraf es über 11 000 Mitarbeiter in 2 200 bereits geschlossenen Läden. In besten Zeiten verkaufte Schlecker in mehr als 8 000 Geschäften.
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz nach der Gläubigerversammlung am Freitag in Berlin: „Die Angebote waren nicht akzeptabel.“ Nach den gescheiterten Verhandlungen bleibe nur noch die Zerschlagung des Handelsriesen übrig. Nur für die Töchter IhrPlatz und Schlecker XL soll es eine eigenständige Zukunft geben.
Als letztlich ausschlaggebend erwies sich der Rückzug des Karstadt-Eigners Berggruen. Ihn hatten unter anderem die eingereichten 4 500 Kündigungsschutzklagen abgeschreckt. Experten sehen darin ein finanzielles Risiko von 100 Millionen Euro, das Berggruen nicht übernehmen wollte. Auch die anhaltend hohen Verluste sprachen gegen Schlecker. Für 2011 bezifferte der Insolvenzverwalter das Minus auf 200 Millionen, für dieses Jahr auf mindestens 25 Millionen Euro. Ein weiteres Hindernis seien die Personalkosten. Die Beschäftigten hätten zeitweise auf 15 Prozent ihrer Löhne verzichten müssen - ein für die Gewerkschaft offenbar unannehmbares Angebot. Nun verlieren laut Betriebsrats- chefin Christel Hoffmann rund 13 500 Menschen ihre Arbeit.
„Schlimm, denn es hätte eine Lösung geben können“, so die erste Reaktion von Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU). Er verwies auf den Versuch, dass die Länder mit 70 Millionen Euro für den Umbau des Konzerns bürgen wollten. Sachsen-Anhalt hatte diese Variante im März wie die meisten Bundesländer unterstützt. Niedersachsen, Sachsen und Bayern waren dagegen. Umso bedauerlicher sei jetzt die negative Entscheidung der Gläubigerversammlung.
Jörg Lauenroth-Mago, Fachbereichsleiter Handel bei der Gewerkschaft Verdi: „Das ist ein Desaster, an dem die Politik die Hauptschuld trägt.“ Eine Transfergesellschaft hätte viel Druck wegnehmen können. Doch nun würden auch die verbliebenen 350 von einst 800 Filialen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen geschlossen. „Damit fallen noch einmal fast 1 500 Arbeitsplätze ersatzlos weg.“
Viel zu tun bekommen die Arbeitsvermittler. Bis Mitte Mai konnten in Sachsen-Anhalt erst 40 der Schlecker-Frauen einen neuen Job erhalten., 100 bekamen ein Weiterbildungsangebot.
