Drogerie-Kette Drogerie-Kette: Kreditversicherer hat Schlecker in der Hand
Frankfurt (Main)/MZ. - Euler Hermes ist die weltweite Nummer eins der Kreditversicherer. Die Firma steht jetzt wieder im Fokus. Lässt die Assekuranz-Firma heute erst einmal die Drogeriekette Schlecker über die Klinge springen, um in den nächsten Wochen ganz Griechenland noch tiefer in die Krise zu reißen?
Zugeknöpftes Management
Die Manager von Euler Hermes mögen solche Fragen überhaupt nicht. Bei Schlecker sei es oberstes Ziel, ein tragfähiges Konzept zu finden - auch, damit die Beschäftigten weiterarbeiten können, teilt ein Sprecher mit. Fest steht, dass es am Kreditversicherer hängt, ob die insolvente Drogeriemarktkette noch einmal eine Chance bekommt oder ob das Kerngeschäft mit noch 3 200 Filialen in Deutschland abgewickelt wird - die Entscheidung soll heute im Laufe des Tages fallen. Euler Hermes ist der wichtigste Gläubiger.
Das kam so: Hersteller von Drogerieprodukten haben noch vor der Insolvenz Ware an Schlecker geliefert. Der Einzelhändler bezahlte nicht sofort. Das Geld sollte erst einige Wochen später kommen. Die Hersteller gewährten Schlecker also eine Art Kredit. Das ist üblich, wenn Unternehmen miteinander Geschäfte machen. Kreditversicherer erfüllen dabei eine wichtige Funktion, indem sie diese Deals absichern.
Im Fall von Schlecker erklärte sich Euler Hermes vereinfacht gesagt dazu bereit, als Bürge für die Bezahlung der Warenlieferungen gerade zu stehen. Schlecker konnte nicht zahlen, Euler Hermes musste einspringen und will sich jetzt so viel Geld wie möglich von der insolventen Drogeriemarktkette zurückholen. Es gehe um einen "niedrigen dreistelligen Millionenbetrag", sagt der Sprecher von Euler Hermes. In der Branche ist von 300 Millionen Euro die Rede. Die Experten des Hamburger Unternehmens müssen jetzt entscheiden, bei welcher Lösung sie den geringsten Verlust machen.
Ausverkauf wahrscheinlich
Es kursieren seit Tagen Spekulationen, dass die Entscheidung längst gefallen sein soll, dass Euler Hermes nämlich den Daumen gesenkt hat, dass Schlecker liquidiert wird und die Gläubiger sich den Erlös teilen. Das würde bedeuten: Die wenigen lukrativen Filialen - Branchenkenner sprechen von rund 200 - werden an einen Konkurrenten verkauft, entweder Rossmann oder dm. Ansonsten wird versucht, in einer Räumungsverkaufsaktion noch so viel wie möglich einzunehmen und eigene Immobilien zu Geld zu machen.
In der Finanzkrise wurde den Kreditversicherern vorgeworfen, sie scheuten Risiken, verhinderten damit Geschäfte und verstärkten so die Krise. Doch die Geschichte könnte sich nun wiederholen. Euler Hermes hat es nicht nur mit Drogisten, sondern auch mit Exportgeschäften zu tun. Und Lieferungen nach Griechenland werden jetzt nicht mehr gegen Zahlungsausfall versichert - wegen gestiegener Risiken. Das hemmt den Handel mit griechischen Firmen.