"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel": Unser liebster Märchenfilm

halle (Saale) - Vor 40 Jahren, am 26. Dezember 1975, lief der Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ zum ersten Mal im westdeutschen Fernsehprogramm – seitdem gehört sie sozusagen gesamtdeutsch zu Weihnachten wie Christbaum und Lametta.
„3HfA“, wie Anhänger den Titel gerne abkürzen, war 1973 in der DDR und der Tschechoslowakei gedreht worden. Seit einer Weile nimmt der Kult um den Film ganz neue Dimensionen an. Kein Wunder, schließlich sind diejenigen, die den TV-Klassiker als Kind gesehen haben, inzwischen erwachsen und sitzen mit nostalgischen Gefühlen vor dem Fernseher.
Vermarktung läuft auf Hochtouren
Die Vermarktung der herzerwärmenden Märchenadaption läuft auf Hochtouren. Im Handel sind diverse DVD-Versionen erhältlich, unter anderem als Geschenkbox inklusive schimmernder Aschenputtel-Halskette. Es gibt Adventskalender mit Filmmotiv und Longdrinkgläser mit dem Antlitz der Titelheldin, die berühmte Filmmusik kann man als Notenauszug kaufen. Bei Aschenbrödel-Partys schlüpfen die Herren in Strumpfhosen und die Damen in edle Kleider, in Musical-Vorstellungen in Dresden oder Chemnitz kommen zum Teil echte Tiere auf die Bühne. Auf Schloss Moritzburg bei Dresden, einem der Drehorte, gibt es eine überaus gut besuchte Ausstellung zum Film. Als der Kinderkanal kürzlich schon am ersten Advent vorpreschte und den TV-Klassiker ausstrahlte, holte er märchenhafte Quoten: 2,2 Millionen sahen mittags zu, der Spartenkanal war in der werberelevanten Zielgruppe sogar Marktführer vor ZDF oder RTL. Im Weihnachtsprogramm gibt es nicht nur eine Doku über die Entstehung des Films (26. Dezember, 15.15 Uhr, MDR), der Streifen läuft auch rauf und runter: Fünfmal an Heiligabend und mehrmals am 25., 26. und 27. Dezember bei zahlreichen ARD-Sendern.
Es ist vor allem ein weibliches Publikum, das die Geschichte liebt und die Texte in weiten Teilen auswendig mitsprechen kann. Vorlage für „3HfA“ von Regisseur Vaclav Vorlicek war die Aschenputtel-Fassung der tschechischen Autorin Bozena Nemcova (1820–1862). Schon viele Experten haben sich darüber den Kopf zerbrochen, warum ausgerechnet die 70er-Jahre-Verfilmung des altbekannten Stoffes so viele Menschen derart in ihren Bann schlägt.
Der Schlüssel liegt, so der Tenor, zum einen in der betörend schönen Musik von Karel Svoboda (1938-2007). Zum anderen in der tschechischen Schauspielerin Libuse Safrankova (62) als Hauptdarstellerin, deren Aschenbrödel eine klitzekleine Nähe zu Pippi Langstrumpf attestiert wird: Sie ist emanzipiert, keck und sportlich, zugleich bescheiden, tapfer und edel, dabei immer graziös und wunderhübsch – einfach eine märchenhafte Identifikationsfigur. (mz)