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Dominikanische Republik Dominikanische Republik: Tourismus als Rettungsanker für die Wirtschaft

Von Klaus Blume 04.06.2004, 06:39
Idyllisch gelegen: der Strand von Sosua an der Nordküste (Foto vom Mai 2004). In der Dominikanischen Republik ist der Tourismus wieder im Aufschwung und stützt die krisengeschüttelte Volkswirtschaft. (Foto: dpa)
Idyllisch gelegen: der Strand von Sosua an der Nordküste (Foto vom Mai 2004). In der Dominikanischen Republik ist der Tourismus wieder im Aufschwung und stützt die krisengeschüttelte Volkswirtschaft. (Foto: dpa) dpa

Santo Domingo/dpa. - An den Stränden der Dominikanischen Republikwerden die Liegestühle knapper. Nachdem viele ausländische Gäste demkaribischen Reiseziel in den Jahren 2001 und 2002 den Rücken gekehrthatten, steigt deren Zahl seit dem vorigen Jahr wieder kräftig an. Indiesem Jahr dürfte bei einer durchschnittlichen Hotelauslastung von rund 85 Prozent zum ersten Mal die Ziffer von drei Millionenausländischen Touristen überschritten werden.

Das knapp neun Millionen Einwohner zählende Land, das sich mitHaiti die Karibikinsel Hispaniola teilt, hat die Deviseneinnahmen ausdem Fremdenverkehr bitter nötig. Seit im vorigen Jahr die PrivatbankBaninter, deren Eigentümer jahrelang großzügig Geschenke an Politikerund Generäle verteilt hatte, zusammenbrach, steckt die DominikanischeRepublik in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Entschädigung derAnleger kam den Staat teuer zu stehen. Eine Kapitalflucht ließ denPeso einbrechen, der zwei Drittel seines Wertes zum US-Dollar verlor.In der Folge stiegen die Preise für Lebensmittel, Benzin undTransport drastisch an. Die sozialen Spannungen nahmen zu.

Nach Ansicht von Arturo Villanueva, Vizepräsident desHoteliersverbandes ASONAHORES, profitierte die DominikanischeRepublik im vorigen Jahr vom starken Euro, der den Karibikurlaub fürEuropäer billiger machte. Allerdings stieg auch die Zahl derNordamerikaner. US-Amerikaner und Kanadier liegen in den Statistikeninzwischen vor den Europäern, unter denen sich die Franzosen an dieerste Stelle geschoben haben. Die Zahl der deutschen Urlauber istnach Angaben der dominikanischen Zentralbank von 451 920 im Jahr 2000auf 243 135 im vorigen Jahr gefallen.

Die Verluste auf dem deutschen Markt sind nach Einschätzung desGeschäftsführers der Deutsch-Dominikanischen Handelskammer, ThomasKirbach, die Folge eines ruinösen Preiskampfes, der zu immerbilligeren und immer schlechteren Angeboten geführt habe. «Das warkontraproduktiv. Jeder Reisende, der unzufrieden nach Hause fährt,wird schlecht über das Reiseziel sprechen», sagt der Hotelier IanSchembri-Sant, Manager de Kette Starz Resorts im Badeort Sosua an derNordküste. Die Branche habe sich bemüht, mit neuen und höherwertigenHotels das Niveau der Nordzone rund um Puerto Plata zu heben.

«Die Qualitätsoffensive trägt erste Früchte. Die Auslastung derHotels in der Nordzone ist im ersten Quartal 2004 gegenüber demVorjahreszeitraum um 30 bis 35 Prozent gestiegen», sagt Schembri-Sant. Verbandsvize Villanueva bekräftigt, dass die DominikanischeRepublik mit ihren Naturlandschaften, Golfplätzen und Kulturschätzenmehr zu bieten habe als nur Sonne und Strand.

Im vorigen Jahr bescherten die Touristen dem Land nach Angaben derZentralbank Deviseneinnahmen von 3,11 Milliarden US-Dollar, was 18,4Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) entspricht. Der Tourismusund die Lohnveredelungsindustrie sorgten dafür, dass dieVolkswirtschaft trotz Banken- und Pesokrise 2003 nur um 0,4 Prozentschrumpfte. Volkswirte hoffen, dass nach den kürzlichenPräsidentenwahlen viel Fluchtkapital ins Land zurückkehrt. NachEinschätzung des Ökonomen Jaime Aristy könnte die dominikanischeWirtschaft im vierten Quartal 2004 auf den Wachstumspfadzurückfinden. «Es ist eine Wirtschaft mit guten Fundamenten. Sobalddas Kapital zurückkehrt, kann sie wieder um vier bis sechs Prozentwachsen», glaubt Aristy.