Dobritzer Baugesellschaft Dobritzer Baugesellschaft: Erfolg durch Individualität

Zerbst/MZ. - Jürgen Lökes, Geschäftsführer der Dobritzer Baugesellschaft, sitzt entspannt in seinem geräumigen Büro. Mit einem vorbereiteten Konzept antwortet der 37-Jährige rasch und präzise auf Fragen. Er hat sich gut vorbereitet. Ähnliches gilt auch für sein Unternehmen. Während die Baubranche in der Krise steckt, steigert die auf den Bau von Einfamilienhäusern spezialisierte Firma dieses Jahr ihren Umsatz zweistellig auf 3,1 Millionen Euro.
Auf Individualität und Qualität basiert nach den Worten von Lökes der Erfolg. "Wir planen gemeinsam mit jedem Kunden sein eigenes Haus", sagt der Unternehmer. Die Kunden können die Grundrisse ihres Hauses selbst bestimmen und am Computer virtuell durch ihr zukünftiges Heim spazieren.
In der Region Zerbst und Dessau erwarb sich das Unternehmen einen guten Ruf. Heute arbeiten die 21Mitarbeiter auch im Berliner und Leipziger Raum. "Bauunternehmen mit solchem Wachstum sind derzeit rar im Land", sagt Guido Henke, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbeverbandes Sachsen-Anhalt. Preisverfall und ruinöse Konkurrenz sind für den Verbandsvertreter ein Teufelskreis.
Im gesamten Bundesland gibt es nur noch 580Baubetriebe, die mehr als 20Mitarbeiter beschäftigen. Tendenz sinkend.
Dem Preiskampf versucht sich die Dobritzer Baugesellschaft zu entziehen. "Individualität beim Bau kostet, dennoch kann jeder Kunde mit uns sparen", sagt Lökes. Jeder Käufer kann selbst entscheiden, welche Leistungen er beziehen möchte. Der Unternehmer begründet diesen Schritt mit den vielen Eigenleistungen, die besonders Ostdeutsche selbst einbringen wollen. "Wir verstehen uns als Partner für den Bau", beschreibt Lökes die Firmenphilosophie.
Laut Henke müssen erfolgreiche Firmen ein klares Profil aufweisen. Doch auch eine Spezialisierung stelle keinen Königsweg dar.
Als großes Plus empfindet der Bauunternehmer seine kaufmännische Ausbildung. "Alle Kalkulationen rechne ich selbst durch", sagt er. Und in der Tat sind viele Firmenpleiten auf eine schlechte Betriebsführung zurückzuführen, wie auch die Bauverbände eingestehen. "Vielen Baufirmen gelingt es nicht, auf neue Situationen zu reagieren", kritisiert Lökes den eigenen Berufsstand.
Für den Firmenchef bedeutet Flexibilität, sich auf Kundenwünsche frühzeitig einzustellen. "Von zehn Verkaufsgesprächen entscheiden sich sieben Kunden, mit uns zu bauen", rechnet Lökes vor. "Bei Katalogverkäufen liegt die Quote bei zehn zu zwei." Eine der größten Sorgen des Unternehmers ist die anhaltende Vertrauenskrise. "Pfusch am Bau" und insolvente Bauträger sorgen regelmäßig für Schlagzeilen. Die Zerbster schlossen deshalb eine so genannte SGWN-Versicherung ab, die ihren Kunden Baufertigstellung und Mängelbeseitigung garantiert.
Die von der Bundesregierung geplanten Kürzungen der Eigenheimzulage führen nach Ansicht Lökes zu weiterer Verunsicherung. Der Magdeburger Baugewerbeverband sieht in den Plänen einen weiteren Rückschlag für die Baubranche. Der Verband befürchtet den Verlust von bis zu 2000 Arbeitsplätzen allein in Sachsen-Anhalt.
Mit einem Aufschwung rechnen Branchenkenner vorerst nicht. Die Bauverbände gehen erst im Jahr 2005 von einer spürbaren Erholung aus. Bis dahin wird sich die Zahl der derzeit noch 48000Beschäftigten (1995: 100000) im Bauhauptgewerbe in Sachsen-Anhalt weiter reduzieren. 2002 sollen es 5000Arbeitsplätze weniger sein. Doch trotz der angespannten Lage zeigen Firmen wie die Dobritzer Baugesellschaft, Erfolg ist machbar.