Dialekte in Sachsen Dialekte in Sachsen auf Rückzug - Vogtländische Mundarttage beginnen

Erlbach - In Sachsen sind die Dialekte auf dem Rückzug. „Die Mundarten sind zurückgegangen, aber noch nicht verschwunden“, sagte die Sprachwissenschaftlerin Evelyn Koch von der TU Dresden. Früher habe jedes Dorf seine Mundart gehabt, heute würden sich die Sprechweisen über größere Regionen hinweg angleichen. Die Vogtländischen Mundarttage, die an diesem Donnerstag im Freilichtmuseum in Eubabrunn (Vogtlandkreis) beginnen, wollen Dialekte am Leben halten.
Im Großraum Dresden-Leipzig-Chemnitz hat sich eine Art Einheitssprache entwickelt
Sprachwissenschaftlichen Studien zufolge hat sich im Großraum Dresden-Leipzig-Chemnitz eine Art Einheitssprache entwickelt. „Das ist das, was wir heute unter sächsisch verstehen. Dabei haben sich verschiedene Dialekt-Merkmale vereint“, sagte Koch. Der Trend habe mit der Entwicklung von Fernsehen, Rundfunk und der zunehmenden Mobilität begonnen.
Darüber hinaus gebe es laut der Wissenschaftlerin eine Stigmatisierung der sächsischen Dialekte. Die meisten Menschen würden heutzutage unterschiedliche Sprechweisen anwenden – je nachdem, ob sie öffentlich oder privat sprechen, sagte Koch.
Die Vogtländischen Mundarttage gibt es zum siebenten Mal. Bis Samstag werden 17 Autoren lesen - etwa in Schulen, Heimen und Gasthäusern. Ihre Mundart-Dichtungen seien ein wichtiger Teil ihrer Identität, sagte Organisatorin Doris Wildgrube, die auch eigene Werke vorträgt. „Die regionalen Sprachen sollten Lehrstoff sein“, wünscht sich Wildgrube.
7. Mundarttage: Ungewohnte Laute und seltsam klingende Ausdrücke aus verschiedenen Regionen
Bei den 7. Mundarttagen werden sie wieder zu hören sein: Ungewohnte Laute und seltsam klingende Ausdrücke aus verschiedenen Regionen. So wie im Gedicht „Vuegtlännisch“ von Wildgrube: „Es is des Herz dr Haamit, des schlägt in dere Sproch, es is de agne Wurzel, die steckt in dere Sproch.“
Die meisten der sprachwissenschaftlichen Untersuchungen gab es in Orten des Erzgebirges und des Vogtlandes. „In den sächsischen Gebirgsregionen hat sich die ursprüngliche Mundart besser erhalten“, sagte Koch.
„Noch haben wir in Sachsen eine Vielfalt, die bewahrt werden muss“, so die Sprachwissenschaftlerin. Historische Grenzlinien seien nach wie vor in der Sprache nachweisbar. Seit 50 Jahren habe es in Sachsen kein gefördertes Forschungsprojekt zur Sprachsituation gegeben. Koch und ihre Kollegen sind daher auf studentische Arbeiten angewiesen. Dialekte würden ein regionales Selbstbewusstsein bilden. „Es gibt bildhafte Ausdrücke, die in ihrer Emotionalität nur über Mundart transportiert werden können“, betonte sie.