Running Gag im Bundestag Wenn die Haushälter einen vom „Schwein“ erzählen
Die Regierung hat gewechselt, die guten Bräuche der Haushälter nicht: Auch dieses Jahr gab es ein Codewort, das Eingang in viele Reden fand – mal mehr, mal weniger elegant.

Berlin - „Wider den tierischen Ernst“ in der Haushaltsdebatte im Bundestag? In der abschließenden Aussprache über den Etat 2026 schmuggelten die Abgeordneten diesmal ein „Schwein“ in ihre Reden.
Hinter dem Codewort steckt eine Tradition: Jedes Jahr verständigen sich die Haushaltspolitiker der Fraktionen auf ein Wort, das sie in ihren Redebeiträgen unterbringen – diesmal offenkundig ein Titel aus dem Agraressort: die „Zukunftswerkstatt Schwein“. Offiziell verbirgt sich dahinter ein Hochschulprojekt für eine moderne und tiergerechte Schweinehaltung.
So manch ein Haushälter hatte sichtlich Mühe, das sinnvoll in seine Rede einzubauen. Einigermaßen elegant gelang es Felix Döring von der SPD, in dessen Rede das Codewort wie eine normale Floskel wirkte: „Angesichts der Rekordinvestitionen von 118 Milliarden Euro in diesem Jahr gleicht die Arbeit im Haushaltsausschuss (...) der einer echten Zukunftswerkstatt – Schwein gehabt? Sicherlich nicht“, führte er aus.
Linken-Chefin Ines Schwerdtner verband das Codewort mit einer Spitze gegen die CDU: Die habe nahezu unbemerkt zwei Millionen Euro für ein Künstlerdorf im Wahlkreis von Jens Spahn in den Haushalt gebracht. „Ein Paradebeispiel für funktionierende CDU-Netzwerke“, kritisiert Schwerdtner. „Dieselben Netzwerke, die Millionen für Prestigeprojekte finden, aber nicht für die Zukunftswerkstatt Schwein. Liebe geht raus an mein Patenschwein Borsti.“
Auch Finanzminister Lars Klingbeil machte mit. Er zeigte sich beeindruckt, wie sehr bei den Haushaltsberatungen „in die Tiefe gegangen wird: Von A bis Abgabenordnung bis Z wie Zukunftswerkstatt Schwein werden dort die wildesten Themen miteinander diskutiert“, sagte er.
Während der abschließenden namentlichen Abstimmung klärte Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow die Besucher auf der Parlamentstribüne über den „Running Gag“ auf. An der Ernsthaftigkeit der Debatte ändere sich dadurch nichts. „Es macht fröhlich, dass es eben doch Menschen sind, die hier zusammen die Verantwortung für unser Land haben“, sagte Ramelow.