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Sexualstraftaten Spurensicherung für Vergewaltigungsopfer ausgeweitet

Von dpa Aktualisiert: 23.12.2022, 22:49

Potsdam - Eine anonyme Spurensicherung für Vergewaltigungsopfer ist in Brandenburg nun an einer weiteren Klinik möglich. Ziel ist, die rasche Hilfe nach Sexualstraftaten an Krankenhäusern flächendeckend anzubieten.

Das Alexianer St. Josefs-Krankenhaus in Potsdam ist die sechste Klinik, die sich einem Modellprojekt dazu angeschlossen hat, wie das Sozialministerium am Donnerstag mitteilte. Mit der Soforthilfe können die Betroffenen - unabhängig von einer Anzeige - neben der medizinischen Versorgung vertraulich von einer Ärztin oder einem Arzt Tatspuren sichern zu lassen.

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sagte laut Mitteilung: „Ich bin froh, dass wir mit der sechsten Klinik im Land eine weitere Anlaufstelle haben. Jedes Opfer sexualisierter Gewalt braucht medizinische Hilfe. Auch wenn keine Spurensicherung gewünscht ist, sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.“

Das brandenburgische Landesinstitut für Rechtsmedizin leitet das Projekt. Institutsdirektor Knut Albrecht sagte: „Eine Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall, wobei insbesondere die zeitnahe medizinische Untersuchung sowie, wenn gewünscht, die vertrauliche Spurensicherung nach der Tat von Relevanz ist.“

Das Angebot für Opfer einer Sexualstraftat gibt es bereits im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, im Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, im Klinikum Frankfurt (Oder), im Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel und im Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (Neuruppin).

Nach Einschätzung des Vereins Opferhilfe im Land Brandenburg fällt vielen Betroffenen direkt nach der Tat die Entscheidung schwer, ob sie eine Anzeige bei der Polizei stellen sollen. Unabhängig davon haben sie mit dem Hilfsangebot die Möglichkeit, Spermaspuren, Verletzungen und blaue Flecken im Krankenhaus sofort sichern zu lassen. Kommt es später zu einer Anzeige, kann auf das Beweismaterial zurückgegriffen werden.