Verbraucherpreise Rekord-Inflation im September reißt Zehn-Prozent-Marke
Die Inflation schwillt weiter an. Den zweiten Monat in Folge wurde in Sachsen-Anhalt ein Rekordwert erreicht. Ein Ende scheint laut Wirtschaftsexperten noch immer nicht in Sicht.

Halle - Die Verbraucherpreise in Sachsen-Anhalt haben einen neuen Spitzenwert erreicht. Im September stieg die Inflation im Land um 10,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Landesamt in Halle am Donnerstag mitteilte. Der bisherige Rekordwert vom Vormonat August wurde somit um satte 2,1 Prozentpunkte übertroffen. Wesentlicher Treiber der Preissteigerungen war das Auslaufen staatlicher Entlastungen. So stiegen durch den Wegfall des 9-Euro-Tickets beispielsweise im Verkehr die Preise wieder drastisch an.
Extreme Preissprünge gab es gleich in mehreren Ausgabenbereichen. Besonders stachen laut Statistikbehörde die Preise für Haushaltsenergie hervor, die um 60 Prozent im Vergleich zum September 2021 stiegen. Preise für Kraftstoffe wie Benzin und Diesel legten um etwa 30 Prozent zu. Lebensmittel und alkoholfreie Getränke wurden im Schnitt um etwa 17,7 Prozent teurer. Innerhalb der Nahrungsmittel stiegen Speiseöle und -fette mit fast 50 Prozent Plus am stärksten.
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen angesichts der Energiekrise und den gestiegenen Preisen mit deutlichen Kaufkraftverlusten bei privaten Haushalten. Die Lage werde sich im kommenden Jahr sogar noch verschlechtern, da die höchsten Verbraucherpreise für Energie erst Mitte 2023 erwartet würden, sagte Wirtschaftsforscher Torsten Schmidt vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung am Donnerstag in Berlin. Erst 2024 werde sich der private Konsum wieder erholen.
Wie bereits bekanntgeworden war, prognostizieren die Institute in ihrem Herbstgutachten eine Rezession für Deutschland. Drei Quartale hintereinander werde die deutsche Wirtschaft schrumpfen. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Experten wegen des besseren ersten Halbjahrs noch mit einem kleinen Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, für 2023 sagen sie dann einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent voraus.
Mit einem Gasmangel rechnen die Institute dagegen derzeit nicht. „Im Mittel ist keine Gasknappheit in Deutschland zu erwarten im kommenden Winter“, sagte Schmidt. Die Versorgungslage bleibe aber äußerst angespannt.