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Gesundheit Pflegeplätze im Heim werden immer teurer

So lange wie möglich zu Hause bleiben, das ist der Wunsch vieler alter Menschen. Für den Fall, dass das nicht mehr geht, gibt es Pflegeheime. Der Eigenanteil für die Bewohner übersteigt die allermeisten Renten.

Von dpa Aktualisiert: 18.12.2022, 20:45
Eine ältere Dame geht mit ihrem Rollator über einen Flur.
Eine ältere Dame geht mit ihrem Rollator über einen Flur. Jens Büttner/dpa/Archivbild

Bernburg/Magdeburg - Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen in Sachsen-Anhalt müssen teils deutlich steigende Kosten für ihren Platz tragen - und viele benötigen Unterstützung vom Amt. Ein Vergleich des Eigenanteils für Einrichtungen in Sachsen-Anhalt zeigt aktuell deutliche Unterschiede. Während der Anteil in einigen Heimen von November 2021 bis November 2022 um einen einstelligen Prozentsatz gestiegen ist, sind es in anderen mehr als 20 Prozent. So werden in vielen Heimen um die 1800 Euro Eigenanteil fällig, in anderen aber auch deutlich über 2000 Euro. Heimbetreiber begründen die Entwicklung vor allem mit steigenden Personalkosten sowie höheren Energiepreisen. Experten erwarten zum neuen Jahr weitere kräftige Steigerungen und fordern Entlastungen für die Senioren.

Viele Bewohner seien auf Sozialhilfe angewiesen, sagte die Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbandes Salzland, Ines Grimm-Hübner. „Das ist beschämend.“ Der Eigenanteil in der stationären Vollzeitpflege sei in dem vom Kreisverband getragenen Haus zwischen 2018 und 2023 um etwa 1000 Euro gestiegen und liege im kommenden Jahr bei voraussichtlich etwa 2250 Euro. Die durchschnittliche Rente in Sachsen-Anhalt liegt bei rund 1350 Euro, wie die Awo Sachsen-Anhalt angibt. Sie reiche damit bei vielen Menschen für den Pflegeheimplatz nicht aus.

Michael Fritzsching, der in Bernburg das Senioren- und Pflegeheim Rosenblick mit 70 Plätzen leitet, sagte ebenfalls, viele der Bewohner gingen ergänzend zum Amt. Es handele sich um die Generation, die den Wohlstand in Deutschland erarbeitet habe. „Emotional ist das eine Katastrophe“, sagte Fritzsching. Das Heim bezahlt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Mitte des Jahres erstmals nach Tarif. Auch das sorgte für einen kräftigen Anstieg des Eigenanteils. Die Erhöhung der Entgelte für die Pflegenden müssten eins zu eins weitergegeben werden an die Bewohner. Fritzsching fasst die Situation so zusammen: „Die Preise sind explodiert, aber personell hat sich nicht ein Hauch verändert.“

Es sei einfach sehr lange versäumt worden, den Beruf der Altenpflegefachkraft attraktiv zu machen und auch so darzustellen. Die Pflegemitarbeiter geben ihr Bestmögliches, sagte Fritzsching. Von der besseren Bezahlung bleibe angesichts der hohen Inflation aber so gut wie nichts hängen. Als ein zusätzliches Problem sieht der Heimleiter Zeitarbeitsfirmen, die Pflegekräfte an sich binden und die Pflege noch teurer machen als sie ohnehin schon sei. Die Nachfrage nach Heimplätzen sei nicht zurückgegangen.

Die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner und Heimbewohnerinnen fallen Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen an. Seit 1. Januar gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse zudem einen Entlastungszuschlag, der mit der Pflegedauer steigt. Der Eigenanteil nur für die reine Pflege sinkt so im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.

Barmer-Landeschef Axel Wiedemann forderte: „Das Land Sachsen-Anhalt muss seinen Verpflichtungen nachkommen und die Investitionskosten von Pflegeeinrichtungen neu regeln und dauerhaft übernehmen - auch über das Corona-Sondervermögen hinaus.“ Bisher mussten Pflegeheimbetreiber die Investitionskosten ohne Unterstützung des Landes tragen, wie Wiedemann weiter erklärte. „Die Investitionskosten belaufen sich in Sachsen-Anhalt auf durchschnittlich 303 Euro pro Monat und Heimplatz. Sie werden aktuell auf die Bewohnerinnen und Bewohner umgelegt.“

Dazu komme, dass sich die Quote der Ein-Bett-Zimmer in Pflegeeinrichtungen in Sachsen-Anhalt erhöhen solle. „Das ist politischer Wille und sollte mit Blick auf eine moderne, zeitgemäße Pflege zum Standard werden. Es macht aber Umbauarbeiten in Pflegeheimen unumgänglich“, sagte Wiedemann.