1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutschland
  6. >
  7. Spendenaufkommen: Hohe Nachfrage aber weniger Futterspenden bei Tiertafeln

Spendenaufkommen Hohe Nachfrage aber weniger Futterspenden bei Tiertafeln

Die wenigen Tiertafeln in Brandenburg verzeichnen jetzt schon eine erhöhte Nachfrage von Kunden. Gleichzeitig sinkt wegen der Krise das Futterspendenaufkommen vielerorts. Folglich blicken die Einrichtungen mit großer Sorge auf kommende Entwicklungen.

Von Christian Bark, dpa Aktualisiert: 24.09.2022, 14:23
In den Räumen der Tiertafel „Pfotenhilfe“ in Chemnitz arbeitet Sabine Köhn, hier mit der Hündin Rani.
In den Räumen der Tiertafel „Pfotenhilfe“ in Chemnitz arbeitet Sabine Köhn, hier mit der Hündin Rani. Hendrik Schmidt/dpa/Archivbild

Potsdam - Wer sich aus finanziellen Gründen kein oder nicht genug Futter für seine Haustiere leisten kann, findet mancherorts in Brandenburg Unterstützung bei sogenannten Tiertafeln. Im Zuge von Inflation und Energiekrise verzeichnen sie immer mehr Nachfragen, haben aber gleichzeitig selbst Probleme, genügend Futterspenden zu generieren, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

„Von Jahr zu Jahr steigt die Anzahl der Hilfesuchenden“, berichtet etwa Katrin Krause von der Tiertafel Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark). Auch fünf ukrainische Flüchtlinge seien schon unter den Kunden gewesen. Aktuell liege die Zahl der Kunden bei gut 50 Personen mit 69 Tieren. Davon benötigten ein Hund und zwei Katzen Spezialfutter wegen ernsthafter Erkrankungen. Dieses Futter bekomme die Tafel selten gespendet und müsse es meist zukaufen. Die elf ehrenamtlichen Helfer würden einmal im Monat die Orte Wiesenburg, Bad Belzig und Brück-Ausbau anfahren.

Die Tiertafel des Vereins „Sonnenzeiten für Tiere“ in Falkensee (Havelland) nutzen derzeit 51 Tierhalter aus Falkensee, Dallgow-Döberitz, Elstal, Nauen, Brieselang, Schönwalde und Berlin-Spandau. Sie halten Katzen, Hunde, Kaninchen und Wellensittiche, wie die Vereinsvorsitzende Katrin Krause informiert. „Die Anzahl der Neuregistrierungen steigt seit diesem Frühjahr zunehmend an“, sagt sie.

Über 20 Leute aus Rathenow und Umgebung nutzen aktuell die Tiertafel Havelland. 2006 hatte sie der kürzlich verstorbene Tino Rippler gegründet. Seine Tochter Jarmaine Rippler setzt nun das Lebenswerk ihres Vaters fort. Fünf weitere Ehrenamtler unterstützen sie dabei. Jeden dritten Freitag im Monat wird das Futter dann in Rathenow an die Kunden verteilt. Diese müssen ihre Bedürftigkeit mit entsprechenden Papieren wie Renten- oder Einkommensbescheid nachweisen.

Der Radius der Bedürftigen erhöht sich laut Jarmaine Rippler bis in das benachbarte Sachsen-Anhalt. Sie geht aufgrund der aktuellen Krise für die kommenden Monate von einer verstärkten Nachfrage aus. „Gleichzeitig spenden die Leute aber weniger, sodass wir teilweise unser privates Geld mit einbringen müssen“, sagt die Tiertafelleiterin.

Bereits seit Herbst 2021 werden die Futterspenden auch bei der Tiertafel in Falkensee immer weniger. „Manchmal reicht es nicht für die monatliche Ausgabe“, sagt die Vereinsvorsitzende Petra Birkholz. Seit Frühjahr 2022 müsse der Verein monatlich Futter zukaufen, damit kein Tier leer ausgehe.

„Gerade in diesem Jahr ist es mit Futter ganz eng“, bestätigt Katrin Krause. Deshalb habe die Tiertafel Bad Belzig im vergangenen Jahr erstmalig eine Benefizveranstaltung organisiert, die auch in diesem Jahr stattfindet. Von den Einnahmen könne der Verein laufende Kosten wie Miete, Steuerberater, Handykarten, Benzin, Versicherungen und Reparaturen bezahlen. „Regelmäßige große Unterstützung in Form von Geldspenden bekommen wir aber leider nicht“, sagt Krause.

Besorgt blickt sie auf die weiter steigenden Benzin- und Futterkosten. Jarmaine Rippler befürchtet zudem, dass durch steigende Tierarztkosten Halter nun noch weniger Geld zur Verfügung haben werden. Und in Falkensee hat die Tiertafel noch ein weiteres Problem. „Wir brauchen dringend einen Raum, um die Futterspenden zu lagern und gleichzeitig die Ausgabe machen zu können“, sagt Petra Birkholz. Dieser müsse in einem trockenen Gebäude sein und dürfe den Verein maximal 50 Euro Monatsmiete kosten.