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Geschichte Forscher: Belege für Martin Luthers Geburtsjahr fehlen

Martin Luther ist eine der bekanntesten historischen Persönlichkeiten überhaupt. Sein Thesenanschlag 1517 hat die Welt verändert. Deutlich unsicherer als bislang angenommen scheint ein anderes Datum.

Von dpa Aktualisiert: 11.11.2022, 22:27
Mirko Gutjahr, Leiter der Luther Museen in Eisleben und Mansfeld.
Mirko Gutjahr, Leiter der Luther Museen in Eisleben und Mansfeld. Luthermuseen Wittenberg/Mirko Gutjahr/dpa/Archivbild

Eisleben - Ein Historiker und Luther-Experte macht Zweifel am bislang angenommenen Geburtsjahr des Reformators geltend. „Wir wissen, dass er an einem 10. November auf die Welt kam und auf den Namen Martin - 11. November ist der Namenstag des Heiligen Martin - getauft wurde. Allerdings fehlen Belege dafür, im welchen Jahr der Reformator geboren wurde“, sagte Mirko Gutjahr, Leiter der Luther Museen in Eisleben und Mansfeld, der Deutschen Presse-Agentur. Luther wurde - laut einem Melanchthon-Zitat - möglicherweise in Mansfeld geboren und starb 1546 in Eisleben.

Als Martin Luther am 31. Oktober 1517 in Wittenberg seine 95 Thesen gegen den päpstlichen Ablasshandel veröffentlichte, setzte er damit die Reformation in Gang. Nachschlagewerken zufolge war der Augustiner-Mönch an jenem historischen Tag 33 Jahre alt. Am Datum des Thesenanschlags habe er keine Zweifel, sagte Gutjahr. Auf die Frage hingegen, in welchem Jahr der Kirchen-Reformator geboren wurde, vermöge er nicht mit Gewissheit zu antworten.

Aufzeichnungen aus jener Zeit existieren in Eisleben, das damals zur Grafschaft Mansfeld gehörte, nicht mehr. Wahrscheinlich wurden sie durch Brände vernichtet. Luther war sich selbst nicht ganz sicher, auch seine Mutter Margarethe konnte sich nur an den Tag, nicht aber an das Jahr erinnern, so der Wissenschaftler, der sich auf Philipp Melanchthon (1497 bis 1560) beruft. „Es gibt einen Zettel, auf dem Luthers enger Vertrauter jenes Zitat über dessen Geburtsjahr aufgeschrieben hat“, berichtet Gutjahr.

Zweifel änderten selbstverständlich nichts an dem durch Luther in Gang gesetzten weltgeschichtlichen Ereignis, sagte der Direktor der Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein. Ihm zufolge war es Melanchthon, der schließlich 1483 als Geburtsjahr „festgelegt“ hat. Der Griechisch-Professor, der sich nicht nur mit den alten Sprachen, sondern auch mit Astronomie und Astrologie befasste, erstellte ein Horoskop für seinen Freund Luther und fand, die Planetenkonstellation in besagtem Jahr sei besonders günstig für den Werdegang dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit gewesen.