Deutsche Telekom Deutsche Telekom: Ron Sommer tritt als Vorstandschef zurück

Bonn/dpa. - «Wenn ein Vorstandsvorsitzender nicht über das volle Vertrauen des Aufsichtsrats verfügt, ist der Rücktritt der einzige Schritt», sagte Sommer. Mit seinem Rücktritt wolle er zumindest den Teil der Debatte beenden, der mit seiner Person zu tun habe.
Als aussichtsreichster Kandidat für die Sommer-Nachfolge warTechnik-Vorstand Gerd Tenzer gehandelt worden. Sommer war seit siebenJahren im Amt. Er hatte den Umbau des ehemaligen Staatskonzerns zueinem internationalen Telekom-Riesen vorangetrieben.
Die Telekom-Aktie reagierte in den ersten Minuten mit einemkurzfristigen rapiden Kursanstieg, fiel jedoch anschließend wiederauf ein Plus von 7,28 Prozent bei 11,05 Euro zurück - in etwa derStand vor dem Rücktritt.
«Trotz der Turbulenzen der vergangenen Tage werde ich mit einemsubjektiven Gefühl der Zufriedenheit auf meine Vorstandstätigkeitzurückblicken», sagte Sommer. Er hob die Erfolge seiner Amtszeit wiedie Verbesserung der operativen Geschäfte hervor.
Sommer werden der Kursverfall der T-Aktie, zu teureUnternehmenszukäufe und ein zu langsamer Abbau des Schuldenbergs vonmehr als 60 Milliarden Euro angelastet. Hartnäckig hielten sichMedienberichte, wonach Bundeskanzler Gerhard Schröder die AblösungSommers betrieben haben soll. Berlin hatte stets eine Einmischungzurückgewiesen.
Eine Berufung Tenzers galt als Notlösung. Sowohl im Vorstand wieauch im Aufsichtsrat gab es angeblich Widerstand gegen seineKandidatur. Sommer wollte früheren Informationen zufolge bei derAufsichtsratssitzung um seinen Job kämpfen und seine Strategieverteidigen.
Eine Abwahl Sommers durch den Aufsichtsrat wäre kompliziertgewesen, da das Gremium dem Aktienrecht zufolge dafür einen«wichtigen Grund» finden müsste. Als solche gelten grobePflichtverletzung, Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen Geschäftsführungoder Vertrauensentzug durch die Hauptversammlung. Die Aktionärehatten aber im Mai Sommer und den Vorstand entlastet.
Rund 250 Telekom-Mitarbeiter demonstrierten vor derKonzernzentrale in Bonn gegen eine Ablösung Sommers. «Lieber Sommer-Hoch als Schröder-Tief», war auf den Transparenten der Demonstrantenzu lesen. Sie waren in Bussen zum Hauptquartier gebracht worden.
Am Tag der Aufsichtsratssitzung tauchten neue Spekulationen überdie wirtschaftliche Lage der Telekom auf. Die «Financial TimesDeutschland» berichtete am Dienstag unter Berufung auf ein internesPapier, der Vorstand halte ein geringeres Wachstum beim Umsatz undbeim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) alsbisher erwartet für möglich. Das EBITDA könnte bis 2005 jährlich um 9bis 16 Prozent wachsen, der Umsatz um 5 bis 14 Prozent. Sommer hatteein zweistelliges Plus als Ziel vorgegeben. Die Verlustzone werde dieTelekom diesem Szenario zufolge erst im Jahr 2005 verlassen, schriebdie Zeitung.
Der Konzern dementierte einen Bericht der «Welt»(Dienstagausgabe), wonach das Auslandsgeschäft der Mobilfunksparte T-Mobile schlechter laufe als erwartet. Ein Telekom-Sprecher bestätigteder Nachrichtenagentur dpa-AFX zwar die im Zeitungsbericht genannteZahl von zehn Milliarden Euro an geplanten Investitionen in denBereich. Diese seien jedoch für die Jahre 2003 bis 2005 schon seitlängerem geplant gewesen und würden den Schuldenabbau nichtbeeinflussen.