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Deutsche Bank mit erstem Verlust seit Jahren

29.04.2008, 14:19

Frankfurt/Main/dpa. - Die Deutsche Bank ist wegen der Finanzkrise erstmals seit fünf Jahren in die roten Zahlen gerutscht und hat sich von ihrer Prognose für 2008 verabschiedet. «Kurzfristig sind die Aussichten in höchstem Maße unsicher», erklärte Vorstandschef Josef Ackermann.

Finanzvorstand Anthony di Iorio wollte in einer Telefonkonferenz daher keine Angaben zum erwarteten Ergebnis in diesem Jahr machen. Lange hatte die Bank für 2008 ihre «Vision» eines bereinigten Vorsteuergewinns von 8,4 Milliarden Euro beibehalten und war wegen der anhaltenden Krise erstmals Mitte März davon abgerückt.

Im Auftaktquartal rissen neue Milliardenabschreibungen Löcher in die Bilanz und sorgten für einen Vorsteuerverlust von 254 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte die Bank noch einen Vorsteuergewinn von 3,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Vor einem noch tieferen Sturz in die Verlustzone rettete sich die größte deutsche Bank vor allem durch den Verkauf von Beteiligungen an Daimler, Allianz und Linde, der insgesamt knapp 900 Millionen Euro in die Kasse spülte. Ohne diese Einnahmen hätte der Vorsteuerverlust die Milliardengrenze überschritten.

Unter dem Strich stand von Januar bis Ende März ein Minus von 141 Millionen Euro. Zuletzt hatte die Bank im ersten Quartal 2003 mit minus 219 Millionen Euro einen Verlust nach Steuern ausgewiesen. «Im ersten Quartal 2008 war die Lage an den Finanzmärkten so schwierig wie noch nie zuvor in der jüngeren Geschichte», bilanzierte Ackermann in einem Brief an die Aktionäre. «Im März nahm der Druck auf den Bankensektor das bisher größte Ausmaß seit Ausbruch der Finanzmarktkrise an.» Sein Institut sei aber gut gerüstet: «Wir sind zuversichtlich, aus dieser Krise stärker denn je hervorzugehen.»

Die Deutsche Bank musste zwischen Januar und März auf ihr Portfolio netto noch einmal 2,7 Milliarden Euro abschreiben. Damit summierten sich die Belastungen inzwischen auf insgesamt rund fünf Milliarden Euro. Im internationalen Vergleich ist dies dennoch überschaubar: Die Citigroup musste allein im ersten Quartal 16 Milliarden Dollar (knapp 10 Mrd Euro) abschreiben, die UBS kündigte sogar 19 Milliarden Dollar Belastungen an.

Ein Ende der Krise ist nach Einschätzung von Ackermann noch nicht in Sicht. Die Kredit- und Liquiditätslage bleibe angespannt, die Zurückhaltung der Investoren dauere an. Kürzlich habe es aber «auch einige ermutigende Entwicklungen» gegeben. Im April seien erste Anzeichen einer Stabilisierung an den Finanzmärkten zu erkennen gewesen.

So konnte die Bank nach Angaben von Finanzchef di Iorio in diesem Monat erstmals wieder Kredite für fremdfinanzierte Übernahmen verkaufen - der Wert war mit 1,4 Milliarden Euro aber deutlich geringer als die zuletzt in Medien genannten Volumina von bis zu knapp 13 Milliarden Euro. Wegen der Finanzmarktkrise war das Geschäft mit kreditfinanzierten Übernahmen deutlich zurückgegangen. Ende März hatte die Deutsche Bank noch Kredite und Kreditzusagen zur Finanzierung von Übernahmen von rund 33 Milliarden Euro in ihren Büchern und musste darauf netto 1,77 Milliarden Euro abschreiben.

Einen Teil der Einbußen im Investmentbanking, dem Hauptstandbein des Konzerns, konnte die Deutsche Bank auch durch geringere Personalkosten und ein besseres Privatkundengeschäft ausgleichen. Vor allem geringere Bonuszahlungen führten zu einem Rückgang der Personalkosten um 32 Prozent - trotz eines gleichzeitigen Stellenausbaus. Die Zahl der Vollzeitstellen lag Ende März mit 78 275 um sieben Prozent über dem Vorjahreswert. In Deutschland stieg die Stellenzahl um zwei Prozent auf 27 904.

Während im Investmentbanking zum Jahresauftakt ein Milliardenverlust zu verkraften war, steigerte die Deutsche Bank im Privatkundengeschäft ihren Vorsteuergewinn leicht um zwei Prozent auf 492 Millionen Euro. Die größte deutsche Bank will diesen Bereich durch weitere Zukäufe ausbauen und hat bereits Interesse an Postbank und Citibank bekundet.

Die Gesamterträge der Deutschen Bank halbierten sich im ersten Quartal 2008 auf 4,6 (Vorjahreszeitraum: 9,6) Milliarden Euro. Die bereinigte Eigenkapitalrendite vor Steuern - die Zielgröße der Deutschen Bank - lag im ersten Quartal bei minus 3 Prozent nach plus 44 Prozent im Vorjahr.