Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Hansen erbost seine Kollegen

Berlin/ddp. - «Es wird weiteren Personalabbau geben - und der Druck auf dieMitarbeiter wird steigen», kündigte Hansen in der «Bild»-Zeitung(Freitagausgabe) an. Der Bahn-Vorstandsvorsitzende Hartmut Mehdorndementierte die Äußerung seines künftigen Arbeitsdirektors umgehend.Sie seien «an den Haaren herbeigezogen».
«Es gibt weder entsprechende Pläne und schon gar nicht gibt esderartige Beschlüsse», sagte Mehdorn am Freitag in Berlin. Richtigsei viel mehr, dass es im Zuge der Teilprivatisierung bis 2023 keinebetriebsbedingten Kündigungen geben werde, fügte er mit Blick aufeine erst am Mittwoch mit den Gewerkschaften Transnet und GDBAabgeschlossenen Tarifvereinbarung hinzu.
Hansen, der bis vergangene Woche noch Transnet-Chef war und abJuni als Arbeitsdirektor im Vorstand der Bahn sitzen soll, machte inseinem Interview deutlich, auf welcher Seite er künftig alsArbeitsdirektor steht. Von den Bahn-Mitarbeitern forderte eine höhereEffizienz. Als Beispiel verwies das SPD-Mitglied auf viele regionaleBahngesellschaften. »Da ist dann zum Beispiel ein Lokführer nicht nurdafür verantwortlich, den Zug zu steuern - sondern kann in denZugabteilen auch einmal aufräumen oder auf einem kleinen Bahnhof mitanpacken«, erläuterte der 55-Jährige. Zudem sprach er sich für eineweitergehende Privatisierung aus. Die Obergrenze liege für ihn bei49,9 Prozent.
Die Gewerkschaft Transnet ist schwer verärgert über Äußerungenihres ehemaligen Chefs. Er sei «stinksauer», sagte der neugewählteTransnet-Vorsitzende Lothar Krauß am Freitag in Frankfurt am Main.«Das war kein genialer Auftritt», sagte Krauß. HansensKommunikationsstil sei zudem keine geeignete Basis, umTarifverhandlungen zu führen.
Erst am Donnerstag vergangener Woche hatte Hansen überraschendseinen Rücktritt als Transnet-Chef angekündigt, um in denBahn-Vorstand zu wechseln. Bei Gewerkschaften - auch bei Transnet,bei Privatisierungskritikern und SPD-Anhängern rief er damit eineWelle der Empörung empor. Schließlich hatte sich Transnet unterHansen als einzige DGB-Gewerkschaft über Jahre für diePrivatisierungspläne der Deutschen Bahn stark gemacht.
Am vergangenen Wochenende war Hansen erneut in die Kritik geraten.Die «Bild am Sonntag» hatte berichtet, dass Hansen bereits alsGewerkschaftsboss von Plänen der Bahn zur Ausgliederung von bis zu 30Tochtergesellschaften mit rund 9000 Beschäftigten gewusst haben unddiese künftig als Arbeitsdirektor umsetzen soll. Mit denBilligtöchtern wolle die Bahn bestehende Tarifverträge unterlaufen,hieß es.
Kritik an Hansen kam auch von der Gewerkschaft DeutscherLokomotivführer (GDL). «Norbert Hansen hat seine Rolle als neuerArbeitsdirektor im Vorstand der Deutschen Bahn ja offensichtlichschon bestens verinnerlicht», sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Damitsetze Hansen die bisherige Politik des Bahn-Vorstands nahtlos fort.
Die GDBA, die mit Hansens Transnet eine Tarifgemeinschaft bildet,kündigte erheblichen Widerstand gegen mögliche Rationalisierungsplänean. »Dann droht Krach, aber richtig«, sagte GDBA-Chef Klaus-DieterHommel. »Die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter ist zwischenzeitlich sohoch, dass es für solche Überlegungen keinerlei Spielräume gibt«,fügte er hinzu. »Viele Kolleginnen und Kollegen gehen mittlerweileauf dem Zahnfleisch, da kann kein einziger Arbeitsplatz mehr abgebautwerden», sagte Hommel. Das sind Töne, die man bis vor kurzem auchnoch von Norbert Hansen als Transnet-Chef hören konnte.