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Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Freitag ab 02 Uhr wird gestreikt

11.10.2007, 09:47
Ein Regionalzug steht auf einem Gleis. Die GDL fordert einen eigenständigen Tarifvertrag und 31 Prozent mehr Geld. (Foto: dpa)
Ein Regionalzug steht auf einem Gleis. Die GDL fordert einen eigenständigen Tarifvertrag und 31 Prozent mehr Geld. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/Halle/ddp/dpa. - Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn stehen die Signale trotz des ganztägigen Streiks an diesem Freitag wieder auf Verhandlung. Der Konzern will der Lokführergewerkschaft GDL am Montag ein neues Angebot vorlegen, kündigte Bahnchef Hartmut Mehdorn am Donnerstagabend nach einem dreieinhalbstündigen Spitzengespräch in Berlin an. Er gehe davon aus, dass mit dem neuen Angebot bis Monatsende Friedenspflicht herrsche.

GDL-Chef Manfred Schell stellte indes klar, dass seineGewerkschaft nur dann auf weitere Streiks verzichten werde, wenn das Angebot der Bahn akzeptabel ausfalle. Am kommenden Montag und Dienstag werde es zunächst aber keinen Streik geben. Doch der für Freitag angekündigte Streik sei wenige Stunden vor Beginn des Arbeitskampfes nicht mehr abzuwenden. Die Lokführergewerkschaft fordert einen eigenen Tarifvertrag für das fahrende Personal. Die Bahn hat dies bisher strikt abgelehnt.

Mehdorn und Schell waren auf Einladung des Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Müller in der Bahnzentralezusammengetroffen, um wieder Bewegung in die festgefahrenen Fronten zu bringen. Doch bereits am Nachmittag war bekannt geworden, dass der GDL-Hauptvorstand schon am Vortag einen ganztägigen Streik für Freitag von 02.00 bis 24.00 Uhr beschlossen hatte. Nach Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) könnte der Streiktag der Volkswirtschaft einen Schaden von bis zu 25 MillionenEuro zufügen, der Bahn allein 7 Millionen Euro.

Bundesweit müssen sich Millionen von Pendlern und Reisenden inRegio-Zügen und S-Bahnen auf massive Verzögerungen und Ausfälleeinstellen. Indirekt könnte auch der Fernverkehr von dem Arbeitskampf in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn Strecken blockiert werden. ICE- und IC-Züge darf die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) nach einem Gerichtsbeschluss nicht bestreiken.

Der für den Personenverkehr zuständige Bahn-Vorstand Karl-Friedrich Rausch kündigte zusätzliche Entlastungszüge im Fernverkehr an, um die Streikfolgen am Freitag zu mildern. Einen Notfahrplan wie bei den Warnstreiks vor einer Woche werde es aber nicht geben. «Wir erwarten einen schwierigen Tag», sagte der Bahn-Vorstand. Es sei im Nahverkehr mit vielen Zugausfällen und Verspätungen zu rechnen. Rausch riet Bahnkunden, im Zweifelsfall auf andere Verkehrsmittel auszuweichen.

Über die aktuelle Situation können sich Bahnreisende im Internetunter www.bahn.de/aktuell sowie über die kostenlose Service-Hotline 08000 99 66 33 informieren. Zudem will die Bahn das Personal zur Kundenbetreuung wie bereits während der Warnstreiks vor einer Woche deutlich aufstocken.

Die GDL bekräftigte noch einmal ihre Forderung nach Verbesserungen beim Entgelt und den Arbeitszeiten sowie nach einem eigenständigen Tarifvertrag für das fahrende Personal. Allerdings zeigte sie sich zu Kompromissen bereit. «Die 31-Prozent-Forderung wäre sofort vom Tisch, wenn die Bahn mit uns über einen eigenen Tarifvertrag verhandeln würde», unterstrich Schell. Die Bahn hatte zuletzt Einkommenserhöhungen von 4,5 Prozent angeboten, wie mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA vereinbart. Mit Mehrarbeit könnten die Lokführer netto auf etwa zehn Prozent mehr Geld kommen, erklärte die Bahn.

Der geplante bundesweite Streik der Lokführer wird laut GDL amFreitag in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu erheblichenStörungen im Zugverkehr führen. In den drei Ländern seien rund 85 Prozent der Lokführer Mitglied der GDL und wollten sich an dem Arbeitskampf beteiligen, sagte Hartmut Schäfer, Bezirksvorsitzender der GDL Mitteldeutschland, am Donnerstag in Halle.