1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutsche Bahn: Deutsche Bahn: 200 Millionen Euro für Knotenpunkt Dessau-Roßlau

Deutsche Bahn Deutsche Bahn: 200 Millionen Euro für Knotenpunkt Dessau-Roßlau

Von STEFFEN BRACHERT 27.04.2012, 11:58
Neu verlegte Eisenbahnschienen (SYMBOLFOTO: DAPD)
Neu verlegte Eisenbahnschienen (SYMBOLFOTO: DAPD) dapd

ZERBST/MZ. - Die Deutsche Bahn wird in den Ausbau des Eisenbahnknotens Dessau-Roßlau weitere 200 Millionen Euro investieren. Das kündigte Projektleiter Wolfgang Hieke am Freitag in Zerbst an. Das Geld fließt fast komplett in die Eisenbahn-Infrastruktur nördlich der Elbe. Dort sollen bis zum Jahr 2017 die Modernisierungsarbeiten in und um Roßlau, Zerbst, Jeber-Bergfrieden, Coswig, Wittenberg-Piesteritz und Wittenberg-West abgeschlossen werden.

Neue Brücken, neues Stellwerk

In einem ersten Bauabschnitt hatte die Deutsche Bahn seit 2009 150 Millionen Euro investiert. Dabei wurden die Bahnhöfe Dessau, Raguhn und Wolfen umgestaltet, alle Elbe- und Muldebrücken zwischen Dessau und Roßlau erneuert und ein Elektronische Stellwerk gebaut. Mehr als 32 Millionen Euro wurden allein in die moderne Leit- und Sicherungstechnik investiert, mit der alle Weichen, Signale und Bahnübergänge auf den Strecken Dessau-Bitterfeld und Dessau-Roßlau von einem Fahrdienstleiter in der Betriebszentrale gesteuert und überwacht werden.

"Die Bauarbeiten gehen nun planmäßig weiter", sagte Hieke. Bis zum zweiten Halbjahr 2013 stehen zunächst die Errichtung und die Inbetriebnahme der neuen elektronischen Stellwerke in Medewitz und Güterglück im Mittelpunkt. Dafür müssen allein 50 Kilometer Kabel ins Erdreich gebracht werden. Im Streckenabschnitt zwischen Neeken und Rodleben wird zudem wieder ein zweites Streckengleis errichtet. Das soll vor allem neue "Überholmöglichkeiten" schaffen - und die Leistungsfähigkeit der stark genutzten Bahnstrecke erhöhen. "Wir beseitigen", erklärte Hieke, "ein echtes Nadelöhr."

In Planung ist zudem der Neubau der Eisenbahnbrücke bei Meinsdorf. Die Bahn nannte 2016 / 17 als Termin. Das Projekt, das durch die Sperrung der Landstraße 120 aufwändige Umleitungen zur Folge hat, soll in den nächsten Monaten im Ortschaftsrat vorgestellt werden.

Investitionen gibt es auch in die Bahnhöfe und Haltepunkte entlang der Strecken Roßlau-Güterglück und Roßlau-Medewitz. Zerbst, Rodleben und Jeber-Bergfrieden werden bis zum nächsten Jahr mit neuen Bahnsteigen, Beleuchtungsanlagen, Wartehäuschen und Wegeleitsystemen ausgestattet. In Zerbst wird zudem ein 20 Meter langer und 2,50 Meter hoher Personentunnel gebaut. Gleichzeitig werden die baulichen Voraussetzung für den Neubau von acht Schranken geschaffen, zumeist sind das Halbschranken, die helfen, die Wartezeiten zu verkürzen.

Für einen Teil der Arbeiten müssen die Bahnstrecken komplett gesperrt werden. Zwischen Roßlau und Medewitz ist das vom 22. Juli bis zum 5. August der Fall. Zwischen Roßlau und Güterglück ist zwischen dem 15. Oktober und dem 5. November Schienenersatzverkehr notwendig.

Keine Angaben machte die Deutsche Bahn zum Streit um den Bahnhof in Jütrichau. Die Nasa GmbH, Auftraggeber für den Bahnverkehr in Sachsen-Anhalt, will den Bahnhaltepunkte mit dem Fahrplanwechsel ab Dezember 2012 aufgeben, was eine vor Ort gegründete Bürgerinitiative verhindern will. Hieke konnte nur bestätigen, dass der Haltepunkt Jütrichau Teil des Planfeststellungsverfahrens und Teil der Bauarbeiten ist. Bislang. Auskünfte dazu könne nur die Nasa GmbH geben.

Am 3. Mai hat die Stadt Zerbst zum Thema Jütrichau zu einer Anhörung geladen. Rechnerisch sei die Aufgabe des Haltepunktes Jütrichau nachvollziehbar. "Moralisch und politisch", sagte der Zerbster Bauchef Roland Köhler, "ist das nicht zu vermitteln." Ob der Protest Erfolg hat, bleibt abzuwarten. Die Einwohner von Thießen werden das wehmütig verfolgen. Ihr Haltepunkt verschwindet mit den Bauarbeiten an der Bahnstrecke Roßlau-Medewitz.