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Der Medienkrieg der Terroristen Der Medienkrieg der Terroristen: Mit Aufklärung und Gelassenheit gegen Angst

Von Markus Decker 29.07.2007, 17:46

Berlin/MZ. - Selbstmit einiger Fantasie lässt sich nichts ausdenken,was diesen Bildern gleich käme. Der 11. Septemberist der Urgrund unserer Angst vor dem Terror.Angst ist ihrem Wesen nach grenzenlos.

Man muss all das im Hinterkopf haben, wenndie Bundesregierung im Zusammenhang mit denGeiselnahmen in Afghanistan zu Recht von "Medienkrieg"und "infamer Propaganda" der Taliban redet.Wenn es nämlich stimmt, dass Terroristen mitbrutalen Effekten Angst erzeugen wollen, dannstellt sich die Frage, wie man dem begegnenkann. Dabei geht es nicht um Online-Durchsuchungen,biometrische Pässe oder V-Leute im islamistischenMilieu. All das ist notwendig, schürt aberdie Angst in den westlichen Gesellschaftenweiter. Denn es erweckt den Eindruck, manmüsse im Zweifel sämtliche Methoden anwenden,um diesen Gegner zu schlagen. Wir solltenvielmehr über Entmystifizierung sprechen.

So haben uns Taliban und Al Qaida am 11. Septembervor Augen führen wollen, dass ihre Mittelunerschöpflich sind. Neuerdings allerdingsversprechen die Terroristen mehr, als siehalten können. Im Frühjahr kündigten sie an,Tausende Selbstmordattentäter in Marsch zusetzen; bisher hat man höchstens ein paarDutzend gesehen. Nun betätigen sich die Talibanals Trittbrettfahrer. Sie behaupteten, dieentführten deutschen Bauingenieure seien tot.Das stimmt nicht. Die Taliban waren gar nichtdie Kidnapper. Ihre Rolle bei der Entführungder südkoreanischen Geiseln ist unklar. DerleiPropaganda ist ein Hinweis auf Schwäche. AuchGanoven müssen auf Dauer halten, was sie versprechen.

Den Taliban wird zudem staunend gut geschrieben,dass sie steinzeitlich leben, aber mit modernenKommunikationsmitteln gut umgehen können.Diese Analyse ist ein wenig arrogant und irreführend.Das steinzeitliche Afghanistans beruht nebender islamistischen Ideologie auf der Tatsache,dass es sich um eines der ärmsten Länder derErde handelt. Über das technische Vermögenseiner Bürger sagt dies nichts aus.

Der Medienexperte Jo Groebel hat betont, dassim Westen durch Terror viel weniger Menschenumkommen als durch Unfälle oder Mord. Auchdieser Hinweis ist Teil der Entmystifizierung.Terroristen sind nicht allmächtig. Bisherhaben sie allerdings erfolgreich den gegenteiligenEindruck zu erwecken vermocht. Die Achillesfersedes Westens bleibt, dass seine Gesellschaftenoffen sind. Die Meinungsbildung ist frei undunterliegt emotionalen Einflüssen. Da setzendie Terroristen an. Das heißt nicht, dassder Westen machtlos wäre. Er kann die Angsterzeugende Propaganda unterlaufen - durchAufklärung und Gelassenheit.

Kontakt zum Autor:Markus Decker