Debatte über die Alterssicherung Debatte über die Alterssicherung: Nur gegenseitiger Respekt sichert Zukunft der Rente
Halle/MZ. - Mit Begriffen wie "Wohlstandsbubi" oder "Kampfrentner" sprechen die Alten den Jungen und die Jungen den Alten jeweils legitime Anliegen ab. Selbst die Anzahl der Kinder, die jede Generation hervorgebracht hat, wird zur argumentativen Waffe geschmiedet. Weitere Eskalation nicht ausgeschlossen.
Dabei kann niemand im Jahr 2008 den Rentnerinnen und Rentnern bestreiten, dass sie mit ihrer Hände und Köpfe Arbeit ein zerstörtes Land zu einem wohlhabenden Gemeinwesen geformt haben. Doch auch die neue Zeit hält Herausforderungen bereit, etwa zunehmenden Wettbewerb, unsichere Ausbildungs- und Arbeitsmarktperspektiven, wachsende Flexibilitätsanforderungen - und nicht zuletzt die Alterung der Gesellschaft. Dieser Prozess wird unabweisbar eintreten und er verlangt nach neuen Lösungen für die sozialen Sicherungssysteme.
Die alte westdeutsche Lösung, der Generationenvertrag, funktionierte lange Zeit bestens. Eine stetig wachsende Zahl arbeitender Menschen finanzierte die Renten der Altvorderen in einer Zeit kräftigen Wirtschaftswachstums gleichsam nebenbei. Längst aber herrschen andere Bedingungen. Nicht nur die Wachstumsraten liegen weit unter denen der Wirtschaftswunderjahre der Bundesrepublik, auch nimmt die Zahl der Ruheständler im Verhältnis zu der der Erwerbstätigen zu.
Was kann "Generationengerechtigkeit" vor diesem Hintergrund bedeuten? Zunächst einmal - auch wenn es banal klingt - gehört gegenseitiger Respekt dazu, will man einander "gerecht" werden. Respekt mutet den Jungen die Frage zu, ob der alten Witwe, die einmal Trümmerfrau und Mutter und Hausfrau gewesen ist, ihr Beitrag zum Gemeinwohl mit 500 Euro im Monat wirklich angemessen vergolten wird - Demographie hin oder her. Respekt heißt auch, den wachsenden Druck anzuerkennen, den die Anforderungen einer äußerst flexiblen Weltwirtschaft auf jüngere Jahrgänge erzeugen.
Dies achtend, sollte Verständigung möglich sein. Etwa darauf, dass es den Rentnerinnen und Rentnern in 20, 40 und 60 Jahren möglichst nicht sehr viel schlechter gehen sollte als den heutigen. Und dass der hierzu notwendige finanzielle Kraftakt nicht allein mit Hilfe der Rentenbeiträge zu stemmen sein wird. Dass es, soll das Ziel erträglicher Beitragsbelastung bei leidlich auskömmlichen Altersbezügen erreicht werden, schon heute unbequemer Weichenstellung bedarf. Dass eben deshalb die Rente mit 67 eingeführt wurde sowie der rentenanstiegsdämpfende Riester-Faktor.
Wenn Jung und Alt dies als Grundlage akzeptieren, muss einem vor künftigen Rentendebatten nicht grauen.
Kontakt zum Autor:Stefan Sauer