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DDR-Handelskette DDR-Handelskette: «Exquisit»-Manager wegen Untreue vor Gericht

20.06.2003, 11:36

Berlin/dpa. - In einem der letzten Großverfahren um Wirtschaftskriminalität nach dem Mauerfall steht seit Freitag in Berlin der einstige Finanzvorstand der privatisierten DDR-Handelskette «Exquisit» vor Gericht. Der 65-Jährige muss sich vor dem Berliner Landgericht wegen Untreue verantworten. Der vormals volkseigene Betrieb soll durch Zinsverluste, zu Unrecht gezahlte Provisionen und Warenverkäufe zu Schleuderpreisen enormen Schaden erlitten haben.

Unter anderem sollen aus dem Vermögen der «Exquisit»-Nachfolgerin «Alpha-Handel AG» knapp 14 Millionen DDR-Mark auf Konten eines Tochter-Unternehmens geleitet worden sein, an dem der heute 65-Jährige und zwei inzwischen verstorbene Mitbeschuldigte beteiligt gewesen sei. Allein daraus sei der AG ein Zinsverlust in Höhe von umgerechnet rund 100 000 Euro entstanden.

Der bis zu seinem Einstieg in das Handelsunternehmen als Staatssekretär im Ministerium für Finanzen der DDR beschäftigte Angeklagte schweigt vor Gericht. Über seinen Anwalt Stephan König bestreitet der Diplom-Wirtschaftler unlautere Machenschaften.

Der Angeklagte hatte nicht das Motiv reich zu werden, sagte König. Geschäfte, die laut Anklage zu Nachteil der Handels-AG abgewickelt worden seien, möge man kritisieren. Schlechte Geschäfte seien noch keine Straftat, erklärte der Anwalt vor dem Hintergrund der grundlegenden Umwälzung der DDR-Betriebe zur Marktwirtschaft.

So soll der heute 65-Jährige laut Anklage Ende 1990 am Verkauf von 545 130 Flaschen Wein zum Billigpreis rund 800 000 Euro an eine Schweizer Firma mitgewirkt haben. Der Schaden für die «Alpha» wird mit rund 120 000 Euro beziffert. Bei einem Verkauf von Kleidung sei dem Unternehmen ein Schaden von 1,8 Millionen Euro entstanden. Der Prozess ist bis Ende August terminiert.