Das billigste Auto der Welt Das billigste Auto der Welt: Ein Volks-Wagen ist eine globale Aufgabe
Halle/MZ. - Nein, ein globaler Volks-Wagen wird das Billig-Autonicht werden. Zu weit ist es entfernt vonall den technischen Standards, die man braucht,um auf dem Weltmarkt mitreden zu können. Aberdas Signal aus Indien ist stark. Es reichtweit über die nationale Absicht hinaus, MillionenMenschen auf eine neue Qualitätsstufe derMobilität heben zu wollen.
Denn der internationale Automobilbau stehtvor der größten Herausforderung seiner über100-jährigen Geschichte. Sie hat nicht technische,sondern gesellschaftliche Wurzeln. Mehr alsje zuvor wird weltweit mit dem Automobil derArbeit hinterher gefahren und die Warenströmeauf der Straße schwellen immer weiter an.Dieser Drang zu scheinbar uferloser Bewegungsmöglichkeitmündet in Klimabedrohung und dem absehbarenEnde der klassischen Energiequellen der globalenMobilität.
In diesem Umfeld sollte der Zwerg aus Indiendie Großen der Welt besonders nachdenklichmachen, ohne dass dabei Sachlichkeit und Realitätssinnabhanden kommen müssen: Es wird auch künftigden Porsche genauso geben wie den Nano. AberMobilität muss bezahlbar bleiben, wohl besser:für eine breites Publikum wieder bezahlbarwerden.
Autos solcher Kategorie lassen sich nichtdurch Weglassen von Ansprüchen realisieren.Aus einem Polo kann man nicht durch Abspeckeneinen Nano machen. Das weiß VW natürlich undwird bald den "up!" vorstellen, der kleinstedeutsche Viersitzer, den es je gab - abergewiss nicht für 1700, auch nicht für 5000Euro.
Die Minimalisierung des automobilen Anspruchsist dabei keine ingenieurtechnische Schande,sondern ingenieurtechnische und wirtschaftlicheHerausforderung ohnegleichen. Und sie mobilisierteneue Käuferscharen: Auch in Deutschland würdenTausende Menschen sofort für 1700 Euro einAuto kaufen.
Technisch wäre es möglich, ein Nano-Mobilauf Polo-Niveau zu heben. Aber dieses Autowäre unbezahlbar, weil das Autobauen geradehierzulande viel zu teuer ist. Zudem bindetgerade der deutsche Drang zur Perfektionierungautomobiler Details riesiges Potential. Daskönnte man sich gut bei der Entwicklung einesverkaufbaren Billig-Autos vorstellen.
Nano-Mobile verlangen ein grundsätzlichesneues Herangehen an Entwicklung, Materialeinsatz,Umweltverträglichkeit und Vermarktung. MitSicherheit überfordert das einen einzelnenKonzern. Ein Volks-Wagen ist eine globaleAufgabe für nationale Kundschaft. Dem wirdsich über kurz oder lang auch das Land desVolkswagens stellen müssen.
Kontakt zum Autor:Hans-Ulrich Köhler