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DaimlerChrysler-Konflikt DaimlerChrysler-Konflikt: Am Donnerstag ruht die Mercedes-Produktion

14.07.2004, 16:48
Bis zu 80 000 Beschäftigte des AutokonzernsDaimlerChrysler wollen am Donnerstag gegen die massivenKostensenkungspläne des Vorstands protestieren. (Foto: dpa)
Bis zu 80 000 Beschäftigte des AutokonzernsDaimlerChrysler wollen am Donnerstag gegen die massivenKostensenkungspläne des Vorstands protestieren. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Stuttgart/dpa. - Bis zu 80 000 Beschäftigte des AutokonzernsDaimlerChrysler wollen am Donnerstag gegen die massivenKostensenkungspläne des Vorstands protestieren. In allen deutschenMercedes-Werken werden etwa ein bis zwei Stunden dieProduktionsbänder für Pkw und Nutzfahrzeuge stillstehen, sagte amMittwoch eine Sprecherin des Gesamtbetriebsrats in Stuttgart. Wieviele Fahrzeuge in dieser Zeit nicht produziert werden, wolltenKonzern und Betriebsrat nicht beziffern. Die Mercedes Car Group hatin Deutschland rund 160 000 Beschäftigte. Am Mittwoch hatten Vorstandund Gesamtbetriebsrat die Verhandlungen über das geplante Sparpaketfortgesetzt.

Mercedes-Chef Jürgen Hubbert hat mit dem Abbau von 6000Arbeitsplätzen in Sindelfingen gedroht, wenn bei der künftigenProduktion der neuen C-Klasse nicht 500 Millionen Euro eingespartwürden. Dann könnte die Produktion von Sindelfingen hauptsächlichnach Bremen und teilweise nach Südafrika verlagert werden, wo dieArbeitskosten deutlich niedriger seien. Der Betriebsrat ist bereit,im Rahmen der Umsetzung des Entgeltrahmentarifvertrages (ERA) aufrund 180 Millionen Euro zu verzichten. Umgekehrt müsse dasUnternehmen alle Mercedes-Stellen bis 2012 garantieren.

Die Sparte Mercedes Car Group (Mercedes, smart, Maybach) ist mitAbstand der wichtigste Ertragsbringer des Autokonzerns. 2003 trug derGeschäftsbereich mit rund 3,1 Milliarden Euro zum gesamten operativenKonzerngewinn (Operating Profit) von 5,7 Milliarden Euro bei.

Die zentrale Protestkundgebung findet am Donnerstag im größtendeutschen Mercedes-Werk in Sindelfingen statt. Dort gibt es 30 000Beschäftigte. Aktionen gibt es auch an den Standorten Stuttgart-Untertürkheim, Gaggenau, Rastatt, Mannheim (alle Baden- Württemberg),Wörth (Rheinland-Pfalz), Hamburg, Düsseldorf, Berlin und Bremen.

Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm zeigt sich zunehmend enttäuschtüber den harten Kurs von Mercedes-Chef Hubbert. «Der harsche Ton unddie völlige Unbeweglichkeit in der Sache haben mich schon überraschtund, wenn ich ehrlich bin, auch schockiert», sagte derstellvertretende Aufsichtsratschef der Zeitung «Die Welt» (Mittwoch).Ein IG Metall-Sprecher ergänzte in Stuttgart, die Beschäftigten seiennicht bereit, den «Amoklauf des Vorstandes» länger hinzunehmen.

Ein Arbeitskampf sei derzeit aber kein Thema. Sollte der Vorstandallerdings nicht einlenken, könnten die Proteste weitergehen. Nähergekommen sei man sich mit dem Vorstand bei den PunktenErgänzungstarifvertrag für Dienstleistungen und der bezahlten 40-Stunden-Woche in Forschung und Entwicklung, sagte Klemm.

Auch nach dpa-Informationen sind die Verhandlungen keineswegs soverfahren, wie es derzeit den Anschein hat. Aus Unternehmenskreisenwurde bekannt, dass Klemm sich vor einigen Tagen zu einem Gesprächmit DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp getroffen hat.Branchenexperten gehen davon aus, dass der Konzernchef eineEskalation des Konflikts vermeiden will. Hubbert hatte erklärt, bisMonatsende müsse eine Entscheidung fallen.

Der Personalvorstand des nach Umsatz größten deutschenUnternehmens, Günther Fleig, bekräftigte in der «Welt» erneut dieNotwendigkeit des Sparkurses. «Die zu schließende Deckungslücke inden Arbeitskosten hat sich in den vergangenen Jahren vergrößert.» DemKonzern sind vor allem Sonderregelungen in Baden-Württemberg ein Dornim Auge. Dazu zählen insbesondere die «Steinkühler-Pause» von fünfMinuten pro Stunde sowie Spätschicht-Zuschläge von 15 Prozent schonvon mittags 12.00 Uhr an. Mercedes-Chef Hubbert hatte in diesemZusammenhang von einer «baden-württembergischen Krankheit»gesprochen.

Auto-Produktion deutscher Hersteller 1995-2003. (Grafik: dpa)
Auto-Produktion deutscher Hersteller 1995-2003. (Grafik: dpa)
dpa