Daimler schließt Arbeitszeitverkürzung nicht aus
Stuttgart/dpa. - Daimler-Chef Dieter Zetsche schließt wegen der Absatzkrise in der Autoindustrie kürzere Arbeitszeiten für die Beschäftigten nicht aus. Durch Arbeitszeitkonten sei man bei Daimler zwar flexibel, sagte Zetsche der «Bild»-Zeitung (Freitag).
«Je nachdem wie es weitergeht, könnten Arbeitszeitverkürzungen ein weiterer Schritt sein.» Auf die Frage nach möglichen Stellenstreichungen entgegnete Zetsche: «Wir wissen nicht, wie hart uns die Krise noch erfasst. Deshalb kann ich dazu derzeit keine Prognose abgeben.»
Eine Sprecherin des Daimler-Betriebsrats sagte am Freitag: «Es gibt Gespräche zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung auf verschiedenen Ebenen, wie im nächsten Jahr gearbeitet wird.» Dabei werde auch eine mögliche Verringerung der Arbeitszeit von 35 auf 30 Stunden für einige Standorte diskutiert. In einigen Werken könnten bestehende Arbeitszeitkonten ausgeschöpft werden, in anderen werde dies nach den verlängerten Weihnachtsferien kaum mehr möglich sein.
Außerdem habe das Unternehmen bereits Mitarbeitern aus verschiedenen Bereichen Abfindungsangebote unterbreitet, sagte die Betriebsrats-Sprecherin. Damit könnten die Betroffenen freiwillig ausscheiden. Annehmen müssten sie die Offerte aber nicht, weil es bis 2012 einen Pakt zur Beschäftigungssicherung gebe.
Zetsche sagte der «Bild»-Zeitung, man müsse die Produktion der gesunkenen Nachfrage ständig anpassen. «Es macht keinen Sinn, Autos auf Halde zu bauen.» Daimler hatte wie auch andere Autobauer bereits eine Zwangspause über den Jahreswechsel angekündigt. An allen 14 deutschen Standorten des Konzerns sollen rund 150 000 Beschäftigte in verlängerte Weihnachtsferien von bis zu vier Wochen geschickt werden, sagte Sprecherin Marina Krets.
Für die einzelnen Werke seien mit den jeweiligen Betriebsräten unterschiedliche Lösungen vereinbart worden. Im größten deutschen Montagewerk des Konzerns in Sindelfingen bei Stuttgart werden die Bänder vom 12. Dezember bis zum 12. Januar stillstehen. Bis zum Jahresende soll die Produktion insgesamt um 45 000 Fahrzeuge gedrosselt werden.
Dies werde zunächst über Arbeitszeitkonten und die Trennung von Leiharbeitern umgesetzt, sagte Krets. «Da ist noch Luft.» Der nächste mögliche Schritt wäre den Angaben zufolge eine Verkürzung der Arbeitszeit. Falls auch das nicht ausreiche, gebe es noch die Möglichkeit von Kurzarbeit, sagte die Sprecherin. Der bis 2012 geltende Pakt zur Beschäftigungssicherung solle jedoch nicht angetastet werden.
Zu Forderungen nach staatlichen Finanzhilfen für die Autoindustrie äußerte sich Zetsche zurückhaltend. Daimler wolle die Krise allein meistern. «Aber auch das gesündeste Unternehmen muss sich am Finanzmarkt mit Kapital versorgen. Wenn dies längerfristig nicht möglich ist, wäre es auch für die Automobilindustrie notwendig, den Staat um Unterstützung zu fragen», sagte Zetsche der «Bild»-Zeitung.
Auch Daimler könne sich der Absatzkrise nicht entziehen. «Wir wollen aber versuchen, zumindest unsere Marktanteile zu verteidigen», sagte der Daimler-Chef. Mit einer Rabattschlacht unter den Herstellern rechne er nicht. «Die Kunden nur mit Geld und Nachlässen überzeugen zu wollen, wird dauerhaft nicht funktionieren.»