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Computer Computer: Microsoft führt Verbündete gegen iPod zusammen

Von Christoph Dernbach 26.01.2005, 07:20
Apple-Chef Steve Jobs mit der Kleinversion des digitalen Musikplayers iPod. (Foto: dpa)
Apple-Chef Steve Jobs mit der Kleinversion des digitalen Musikplayers iPod. (Foto: dpa) EPA

Hamburg/dpa. - Apple Computer sonnt sich in diesen Tagen imgrandiosen Erfolg seines Musikgeschäfts. 4,6 Millionen Exemplare desMusikplayers iPod verkaufte Apple allein im Weihnachtsquartal. Undmit dem neuen kleinen iPod shuffle, den Apple-Chef Steve Jobskürzlich in San Francisco präsentierte, will das kalifornischeUnternehmen nun auch das untere Segment des Musikplayer-Markteserobern.

Apples Triumph in der Unterhaltungselektronik versperrt den Blick auf die zahlreichen Wettbewerber, die ebenfalls versuchen, sich ihrStück vom ständig wachsenden Markt zu sichern. Das sind zum einen dievom Softwaregiganten Microsoft koordinierten Unternehmen wieCreative, iRiver, Dell, Samsung und Archos. Aber auch Branchenriesenwie Sony und Philips treten gegen Apple und den iPod an - bislang mitbescheidenem Erfolg.

In den USA schnellte der Marktanteil des iPods innerhalb einesJahres von 31 auf 65 in die Höhe, die gesamte Konkurrenz derFestplatten-Player verlor von sieben auf sechs Prozent. Und der Marktder Flash-Speicher-Spieler halbierte sich von 62 auf 29 Prozent.

Mit dem iPod shuffle steigt Apple nun auch in das preiswertereFlash-Speicher-Segment ein, das in Deutschland noch 68 Prozent desMarktes ausmacht. «Vor diesem Hintergrund rechnen wir mit einemgroßen Erfolg für den iPod shuffle in Deutschland», sagt der Sprechervon Apple Deutschland, Georg Albrecht. Die ersten Zahlen geben ihmrecht: Beim Online-Kaufhaus Amazon.de führen die beiden iPod shuffle-Modelle für 99 und 149 Euro die Liste der Vorbestellungen an. DiePlätze drei bis sieben werden ebenfalls von Apple mit Zubehör für deniPod gehalten.

Etliche Beobachter spekulieren nun darüber, ob es Apple gelingenwird, den sagenhaften Erfolg des iPods mit dem neuen KompaktcomputerMac mini auf das Computer-Kerngeschäft zu übertragen. Kevin Rollins,Chef des weltgrößten PC-Herstellers Dell, glaubt nicht daran. DeriPod sei doch nur eine Modeerscheinung («fad»), sagte der Dell-CEO ineinem Interview. «Apple hat eine Nische geschaffen. Wenn Sie sichaber das große Bild in diesem Quartal anschauen, dann sehen Sie dasswir irgendwo bei 13,5 Milliarden Dollar Umsatz machen werden. Appleliegt bei 2,4 Milliarden und spielt damit nicht in derselben Liga.»

Der Absatz des iPods habe erst im vergangenen Jahr richtig zulegt,meinte Rollins. «Nun, diese Dinge, die eine Modeerscheinung werden,steigen schnell in die Höhe und dann fallen sie wieder. Als ichaufwuchs, gab es ein Produkt von Sony, das Walkman hieß. Der letzteSchrei, jeder musste einen haben. Nun, vom Walkman hört man heutenichts mehr.»

Unterdessen führt Microsoft-Mitbegründer Bill Gates die Apple-Konkurrenten zusammen, um sie für seine Kampagne «PlaysForSure»(Spielt garantiert) zu gewinnen. Der Softwarekonzern und seineVerbündeten wollen mit diesem Label darauf hinweisen, dass ihreunterschiedlichen Player die Kaufmusik der meisten Online-Musiklädenohne Probleme abspielen. Apples iPod unterstützt neben dem gängigenMP3 zwar weitere Formate, aber nicht die Windows-Media-Dateien vonMicrosoft. Und bei den Onlineläden haben die iPod-Anwender bislangkeine freie Wahl. Sie sind auf den iTunes Music Store von Appleangewiesen, der allerdings ebenfalls marktführend ist.

Für den Ausgang des Wettstreits wird wichtig sein, wie sichbislang unabhängige Marktteilnehmer wie Sony künftig verhaltenwerden. Mit Rücksicht auf sein Musiklabel hatte sich der japanischeKonzern dem Trend versperrt, Player für das populäre AustauschformatMP3 anzubieten. Stattdessen hatte Sony auf ein eigenesKopierschutzformat gesetzt. Ken Kutaragi, Präsident der Sony ComputerEntertainment, räumte nun ein, dass dies ein entscheidender Fehlergewesen sei.

Der überraschende Auftritt von Sony-Präsident Kunitake Ando aufder Apple-Hausmesse MacWorld Expo Mitte Januar treibt nun dieSpekulationen an: Sony könne künftig seinen Online-Musikladen«Connect» kompatibel zum iPod machen. Außerdem sei es möglich, dasskünftig die digitalen Musikplayer von Sony Songs aus dem iTunes MusicStore von Apple abspielen könnten. Apple-Chef Steve Jobs hatte Andobei seinem Auftritt zum Thema «hoch auflösendes Video» mit vielenKomplimenten von der Bühne verabschiedet. «Wir arbeiten sehr eng mitSony bei Digitalkameras und diesen neuen Camcordern zusammen. Das isttoll. Und wer weiß - vielleicht auch eines Tages bei Computern undMusik.»