Computer Computer: Kooperation von Infineon und Toshiba geplatzt
München/dpa. - Die Verhandlungen von Infineon und Toshiba übereine Kooperation im verlustreichen Speichergeschäft sind überraschendgeplatzt. Nach intensiven Gesprächen habe sich herausgestellt, dasskeine der diskutierten Optionen für beide Seiten zukunftsfähig wäre,sagte Infineon-Chef Ulrich Schumacher am Dienstag. Die Konkurrentenwollten nach Informationen aus Branchenkreisen einGemeinschaftsunternehmen für Speicherchips gründen, an dem Infineondie Mehrheit gehabt hätte. Beide Konzerne wollen nun nach neuenPartnern Ausschau halten.
Die Infineon-Aktie war am Morgen nach dem Scheitern der Gesprächemit einem Minus von zeitweise mehr als vier Prozent auf 23,35 EuroTagesverlierer im Deutschen Aktienindex DAX. Die Verluste wurdenjedoch schnell wieder wettgemacht.
Infineon und die Toshiba-Halbleitersparte hatten sich bereits aufgemeinsame Vorstellungen geeinigt. Daher hoffte Schumacher auf einenAbschluss noch in diesem Jahr. Der Mutterkonzern Toshiba hatte abernoch nicht zugestimmt. Knackpunkt der Verhandlungen war dem Vernehmennach, dass Schumacher keinesfalls die Restrukturierungskosten vonetwa 500 Millionen Euro bei Toshiba übernehmen wollte. Nach demScheitern der Verhandlungen mit den Japanern betonte Schumacher,Infineon bleibe offen für Kooperationen mit anderen Speicherchip-Herstellern. Allerdings dürfe sich dabei die Liquiditätslage derInfineon Technologies AG (München) nicht verschlechtern.
Auch wenn die Preise zuletzt wieder etwas anzogen, leidet diegesamte Branche unter dem Preisdruck bei Speicherchips. Die Preisefür einen 128-MB-Speicher waren bis Ende September binnen Jahresfristvon 15 auf unter einen Dollar gefallen. Dies war eine derHauptursachen der zuletzt hohen Verluste bei Infineon. ImGeschäftsjahr 2000/01 (30. September) erzielte das Unternehmen vorSteuern und Zinsen ein Minus von einer Milliarde Euro.
Eine Infineon-Sprecherin wollte das Ende der Verhandlungen mitToshiba nicht als Rückschlag werten. Die Kooperation mit den Japanernsei keine strategische Notwendigkeit gewesen. Vielmehr habe man dieGelegenheit nutzen wollen, die Konsolidierung der Branche mitvoranzutreiben.
Dennoch dürfte das Platzen des Geschäfts nach Einschätzung vonBeobachtern langfristig wichtige strategische Auswirkungen haben.Laut Brancheninformationen wollte Infineon dasGemeinschaftsunternehmen mit Toshiba in ein bis zwei Jahren an dieBörse bringen und sich mittelfristig auf diesem Weg ganz von demzentralen Geschäftsfeld trennen. Toshiba sieht nun Micron Technologyals möglichen neuen Partner an. Der US-Konzern wiederum hatte in denvergangenen Wochen einen Zusammenschluss mit dem südkoreanischenHersteller Hynix geprüft.