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Chronologie Chronologie: Europa im Griff der Finanzmarktkrise

06.10.2008, 13:35
Der Präsident der EU-Kommission, Jose Manuel Barroso, bei einer Pressekonferenz zur Finanzmarktkrise. (Foto: dpa)
Der Präsident der EU-Kommission, Jose Manuel Barroso, bei einer Pressekonferenz zur Finanzmarktkrise. (Foto: dpa) EPA

Paris/Berlin/dpa. - 28. September: Die Regierungen der Niederlande, Belgiens undLuxemburgs greifen dem Finanzkonzern Fortis unter die Arme. Fürinsgesamt 11,2 Milliarden Euro übernehmen sie jeweils 49 Prozent anden Fortis-Aktivitäten in ihren Ländern.

29. September: Bundesregierung und Bankenbranche springen demMünchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) mit Kreditenund Bürgschaften von insgesamt 35 Milliarden Euro bei. InGroßbritannien wird die Hypothekenbank Bradford & Bingleyverstaatlicht. Der Steuerzahler steht für Hypotheken und Kredite inHöhe von 63 Milliarden Euro gerade. Island übernimmt die drittgrößteBank Glitnir. Der Staat bekommt 75 Prozent der Anteile fürumgerechnet 600 Millionen Euro.

30. September: Belgien, Frankreich und Luxemburg stützen denImmobilienfinanzierer Dexia mit einer Kapitalerhöhung von 6,4Milliarden Euro. Die irische Regierung beschließt unbegrenzteGarantien für Einlagen in großen Banken des Landes. Dies stößt beianderen EU-Ländern auf Kritik.

1. Oktober: Die EU-Kommission schlägt strengere Regeln für Bankenvor. Sie sollen sich unter anderem stärker gegen Risiken absichern.Die französische Finanzministerin Christine Lagarde bringt einen EU-Notfonds zur Rettung von Banken ins Gespräch. Die Idee wird in Berlinprompt abgeschmettert.

2. Oktober: Auch Griechenland gibt eine Garantie für Bankeinlagen.

3. Oktober: Großbritannien erhöht die Garantie-Obergrenze fürBankeinlagen von 35 000 auf 50 000 Pfund (64 200 Euro). Es ist eineReaktion auf die unbegrenzten irischen Bürgschaften, weil befürchtetwurde, dass Kunden ihre Einlagen nach Irland verlagern. DieNiederlande übernehmen den niederländischen Teil von Fortis für 16,8Milliarden Euro komplett.

4. Oktober: Die Staats- und Regierungschefs Frankreichs,Deutschlands, Großbritanniens und Italiens beraten bei einemSondergipfel in Paris über die Finanzmarktkrise. Das Ergebnis: Bankensollen weiterhin in nationalen Lösungen gerettet werden, man wollesich aber abstimmen. Zeitgleich platzt in Deutschland dasRettungspaket für die Hypo Real Estate, weil sie deutlich mehr Geldbraucht als zugesagt.

5. Oktober: Die Bundesregierung stellt erstmals eine Komplettgarantiefür private Einlagen in Aussicht. Die Hypo Real Estate wird mit einemzweiten Rettungspaket gerettet. Das Kreditvolumen muss von 35 auf 50Milliarden Euro erhöht werden. Die Zerschlagung von Fortis istbesiegelt: Die französische Großbank BNP Paribas übernimmt dasGeschäft des Konkurrenten in Belgien und Luxemburg für 14,5Milliarden Euro.

6. Oktober: Nach der deutschen Garantie-Erklärung sind andere Länderunter Druck. Auch Österreich, Dänemark und Schweden verstärken denSchutz der Einlagen. Island stoppt den Handel mit Aktien aus derFinanzbranche. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi bringtdie Idee eines EU-Hilfsfonds für Banken wieder ins Gespräch.