Chronologie Chronologie: Der Schmiergeld-Skandal bei Siemens
München/dpa. - 15. November 2006: In einer groß angelegten Razzia durchsuchen rund200 Polizeibeamte, Staatsanwälte und Steuerfahnder Büros des Konzernsund bringen damit die Schmiergeldaffäre ins Rollen.
12. Dezember 2006: Mit der Verhaftung des früheren Leiters derKommunikationssparte, Ex-Zentralvorstand Thomas Ganswindt, erreichtdie Affäre neue Dimensionen. Siemens räumt dubiose Zahlungen von mehrals 400 Millionen Euro ein.
27. März 2007: Nach einer Durchsuchungsaktion wird Siemens-Vorstandsmitglied Johannes Feldmayer verhaftet und damit erstmals einaktiver Zentralvorstand. Bei den Ermittlungen geht es um denVerdacht, dass mit Schmiergeldzahlungen aus dem Siemens-Konzern andie Arbeitnehmerorganisation AUB eine Gegenorganisation zur IG Metallunterstützt wurde.
19. April 2007: Der Siemens-Aufsichtsratschef und frühereVorstandsvorsitzende Heinrich von Pierer erklärt seinen Rücktritt.
25. April 2007: Nur wenige Tage nach dem Rücktritt Pierers gibt auchVorstandschef Klaus Kleinfeld auf. Spätestens im Herbst will er dasUnternehmen verlassen. Maßgebliche Aufsichtsräte hatten dafürplädiert, die Abstimmung über seine Vertragsverlängerung zuverschieben.
20. Mai 2007: Der Pharma-Manager Peter Löscher wird zum neuenSiemens-Chef ernannt.
18. September 2007: Der frühere Siemens-Finanzchef Heinz-JoachimNeubürger gerät in dem Schmiergeld-Skandal zunehmend unter Druck.Nach der Münchner Staatsanwaltschaft bestätigt auch die NürnbergerStaatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Neubürger.
4. Oktober 2007: Das Landgericht München verhängt wegen desSchmiergeld-Skandals gegen Siemens eine Geldbuße von 201 MillionenEuro.
8. November 2007: Der Korruptions-Skandal erreicht eine Milliarden-Dimension: Über alle Bereiche hinweg seien zweifelhafte Zahlungen inHöhe von 1,3 Milliarden Euro entdeckt worden, gibt Löscher bei derBilanz-Vorlage bekannt.
21. Januar 2008: Der Siemens-Aufsichtsrat stimmt wegen derSchmiergeldaffäre auf einer Sondersitzung für eine Verschiebung derEntlastung von großen Teilen der Konzernführung auf derbevorstehenden Hauptversammlung.
24. Januar 2008: Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme gibt aufder Hauptversammlung einen Durchbruch bei den Verhandlungen mit derSEC bekannt. Die US-Börsenaufsicht habe ihr Einverständnis zuGesprächen über einen «umfassenden und fairen Vergleich» erklärt.Zugleich legt der Konzern erstmals dubiose Zahlungen in sechsBereichen offen.
14. April 2008: Nach der Telekommunikationssparte Com bestätigt dieStaatsanwaltschaft München Ermittlungen in der ehemaligen Siemens-Sparte Energieverteilung. Deren früherer Chef Uriel Sharef werde alsBeschuldigter geführt.
19. April 2008: Nach neuen Vorwürfen wächst der Druck auf Pierer. DieStaatsanwaltschaft München bestätigt ein Gespräch mit dem früherenKonzernchef und Aufsichtsratsvorsitzenden. Medienberichten zufolgesoll er einen früheren Manager des Konzerns nach dessenZeugenaussagen zu fragwürdigen Provisionszahlungen angehalten haben.Pierer bestreitet die Vorwürfe.
21. April 2008: Ein Anwalt Pierers überreicht der StaatsanwaltschaftMünchen einen umfangreichen Schriftsatz, den die Ermittler prüfenwollen. Ob ein Ermittlungsverfahren gegen Pierer eingeleitet wird,lässt die Behörde offen.
23. April 2008: Medizintechnik-Vorstand Erich Reinhardt räumt im Zugeder Affäre seinen Posten. Er ziehe damit die Konsequenzen aus neuenInformationen bei der Aufarbeitung der Affäre, teilt das Unternehmenmit. Reinhardt sei nach derzeitigen Erkenntnissen nicht persönlich anden Vorfällen beteiligt gewesen.
26. April 2008: Die Staatsanwaltschaft München bestätigt erstmals,dass sie ein Ermittlungsverfahren gegen Pierer prüft.
29. April 2008: Die mit den internen Ermittlungen beauftragte US-Kanzlei Debevoise & Plimpton legt dem Aufsichtsrat ihrenZwischenbericht vor. Siemens berichtet anschließend von zahlreichenneuen Erkenntnissen über Unregelmäßigkeiten «in nahezu allenuntersuchten Geschäftsbereichen und in zahlreichen Ländern». DerKonzern kündigt an, Schadenersatzansprüche gegen ehemaligeVorstandsmitglieder prüfen zu wollen.
30. April 2008: Siemens gibt auf der Halbjahrespressekonferenzbekannt, sich auf langwierige Verhandlungen mit der US-BörsenaufsichtSEC einzustellen und sieht weitere Kosten durch die Untersuchung aufsich zukommen.