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Chronologie Chronologie: Der Fall Kurnaz

24.01.2007, 13:44

Berlin/dpa. - Quellen für die Angaben sind unter anderem Angaben von Kurnaz und seinem Anwalt Bernhard Docke, Berichte von Nachrichtenmagazinen und der «Süddeutschen Zeitung».

3. Oktober 2001: Wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September verlässt der 19-jährige Murat Kurnaz Deutschland in Richtung Pakistan, angeblich um dort seinen islamischen Glauben besser kennen zu lernen. Im November wird er dort festgenommen.

Januar 2002: Die Berliner Regierung erfährt durch Bundeswehr und Bundesnachrichtendienst, dass Kurnaz in Kandahar ist.

Februar 2002: Kurnaz wird als Terror-Verdächtiger vom süd-afghanischen US-Gefangenenlager Kandahar nach Guantánamo auf Kuba gebracht. Er darf keinen Kontakt zu einem Anwalt aufnehmen. Er wird seinen Angaben zufolge immer wieder verhört und misshandelt.

Mai 2002: Der Bremer Rechtsanwalt Bernhard Docke übernimmt das Mandat.

September 2002: Auch deutsche Geheimdienstvertreter vernehmen Kurnaz in Guantánamo. Kurnaz hofft auf Freilassung. Docke erfährt nichts von dem Kontakt.

29. Oktober 2002: Im Kanzleramt sollen die Chefs der Sicherheitsbehörden über ein angebliches Angebot der USA gesprochen haben, Kurnaz freizulassen, der inzwischen als unschuldig gilt. Der Chef des Bundesnachrichtendienstes August Hanning, soll sich für eine Einreisesperre für Kurnaz ausgesprochen haben.

30. Oktober 2002: Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» will das Innenministerium Kurnaz' Aufenthaltsgenehmigung für erloschen erklären lassen, weil dieser länger als sechs Monate nicht mehr in Deutschland gewesen sei. Sein türkischer Pass soll den Angaben zufolge bei den Amerikanern eingefordert werden, um die Seite mit dem Aufenthaltstitel zu vernichten.

Frühjahr 2004: Ein deutscher Geheimdienstvertreter verhört Kurnaz zum zweiten Mal.

August 2004: Die Behörden in Bremen erklären Kurnaz' Aufenthaltserlaubnis für erloschen. Im November 2005 widerspricht die Bremer Justiz.

Oktober 2004: Ein mit Docke zusammen arbeitender US-Anwalt kann erstmals Kurnaz besuchen.

Januar 2005: Die US-Justiz stuft Kurnaz' Haft als illegal ein.

26. Oktober 2005: In einem Vermerk des Auswärtigen Amtes heißt es nach Angaben der «Süddeutschen Zeitung»: «Die Frage der Zulassung der Wiedereinreise von Kurnaz war laut Bundesinnenministerium und dem Chef des Bundeskanzleramtes bereits mehrfach Gegenstand der nachrichtendienstlichen Lage. Dort sei auch mit dem Auswärtigen Amt Übereinstimmung erzielt worden, eine Wiedereinreise des K. nicht zuzulassen.»

Dezember 2005: Docke wendet sich an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Damit beginnt nach seinen Worten die Wende in dem Fall.

Juli 2006: Merkel und US-Präsident George W. Bush sprechen in Stralsund über eine mögliche Freilassung.

24. August 2006: Kurnaz wird frei gelassen und auf den amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Ramstein (Rheinland-Pfalz) geflogen. Am Folgetag trifft er in Bremen ein.

November 2006: Kurnaz sagt erstmals öffentlich aus. Vor dem CIA-Sonderausschuss des EU-Parlaments wirft er Bundeswehrsoldaten vor, sie hätten ihn im Januar 2002 in Kandahar misshandelt. Von Dezember an ermittelt die Staatsanwaltschaft Tübingen gegen zwei Soldaten des Bundeswehr-Kommandos Spezialkräfte.

17./18. Januar 2007: Kurnaz wiederholt seine Vorwürfe vor den Untersuchungsausschüssen des Bundestags.