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Chronologie Chronologie: Blutige Spur der RAF im Terrorjahr 1977

12.02.2007, 12:55

Hamburg/dpa. - Morde, Attentate, Entführungen - im «Deutschen Herbst» 1977 erreichte der als «bewaffneter Widerstand» verklärte Terror der «Rote Armee Fraktion» (RAF) seinen blutigen Höhepunkt. Dabei spielten Christian Klar (54) und Brigitte Mohnhaupt (57) eine Schlüsselrolle.

7. April 1977: Von einem vorbeifahrenden Motorrad aus erschießen Unbekannte in der Innenstadt von Karlsruhe Generalbundesanwalt Siegfried Buback und zwei seiner Begleiter. Bald erhärtet sich der Verdacht, dass Klar und Mohnhaupt hinter dem Attentat stecken.

30. Juli: Weil er sich seiner Entführung widersetzt, wird Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto in seinem Haus in Oberursel ermordet. Klar und Mohnhaupt sollen die tödlichen Schüsse abgegeben haben. Sie hatten sich mit Hilfe der Ponto-Bekannten und späteren RAF-Genossin Susanne Albrecht Zugang zum Haus des Bankiers verschafft.

5. September: In Köln verschleppen Klar und Mohnhaupt zusammen mit ihrem Komplizen Peter-Jürgen Boock den Arbeitgeber-Präsidenten Hanns Martin Schleyer. Dessen Fahrer und drei Leibwächter sterben im Kugelhagel von mehr als 100 Schüssen. Die RAF droht mit Schleyers Ermordung, sollten die in Stuttgart-Stammheim inhaftierten Gründungsmitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe nicht freigelassen werden. In den Folgewochen überziehen die Sicherheitsbehörden ganz Westeuropa mit einem engmaschigen Fahndungsnetz. Dennoch entdecken die Ermittler das Versteck der Kidnapper im südlich von Köln gelegenen Erftstadt-Liblar zu spät.

13. Oktober: Palästinensische Terroristen kapern die Lufthansa- Maschine «Landshut», um die Forderungen der Schleyer-Entführer zu unterstützen. Mit den 91 Passagieren und Besatzungsmitgliedern geraten erstmals Menschen in den Sog der Terrorgewalt, die nicht zur «Zielgruppe» der Repräsentanten von Politik und Wirtschaft gehören. Der Druck auf den Krisenstab unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) ist gewaltig. Trotz hitziger Debatten bleibt Schmidt hart: Er lehnt eine Freilassung der RAF-Häftlinge kategorisch ab.

16. Oktober: Nach einer Odyssee über Rom, Zypern, Bahrain und Dubai landet die «Landshut» in Aden (Südjemen), wo die Entführer den Flugkapitän Jürgen Schumann erschießen. Zwei Tage später stürmt ein Kommando der Polizei-Elitetruppe GSG 9 die Maschine auf dem Flughafen von Mogadischu in Somalia. Dabei kommen drei der vier Terroristen ums Leben. Kurz darauf begehen Baader, Ensslin und Raspe Selbstmord.

19. Oktober: Im elsässischen Mühlhausen wird Schleyers Leiche mit mehreren Kopfschüssen im Kofferraum eines Autos gefunden.

Entwicklung seitdem: Nach der Festnahme von Klar und Mohnhaupt 1982 setzt die «dritte Generation» der RAF die Welle der Gewalt mit weiteren Anschlägen fort. Zu ihren prominentesten Opfern zählen der Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts (1986), Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und der Treuhand-Vorsitzende Detlev Karsten Rohwedder (1991). Erst im April 1998 löst sich die RAF auf. Ihre Terroraktionen kosteten mindestens 36 Menschen das Leben.