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Chemiepark Bitterfeld-Wolfen Chemiepark Bitterfeld-Wolfen: Ein Leben für den Erfolg

Von Steffen Höhne 26.11.2006, 19:12

Halle/MZ. - Bitterfeld / MZ. Mit verschränkten Armen sitzt Jürgen Preiss-Daimler an dem schweren Holztisch. Die Blicke durch die blau getönten Brillengläser sind dennoch neugierig. Der 67-Jährige führt ein bewegtes Leben und spricht darüber fast erzählerisch: "Hier saß ich als West-Bauunternehmer schon 1989 mit dem letzten Kombinatsdirektor von Bitterfeld", sagt er. Heute ist er der oberste Chef im Verwaltungshaus der Servicegesellschaft des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen. Das in der Inneneinrichtung seit damals fast unveränderte Direktor-Zimmer scheint eine Art Trophäe zu sein. Denn Stillstand erträgt der Firmenboss mit weltweit 7 000 Angestellten ansonsten kaum.

Preiss-Daimler holt seine schwarze Vielfliegerkarte der Lufthansa aus der Brieftasche. "220 Flüge in einem Jahr." Er sagt dies voller Stolz. Der in Breslau geborene und in einfachen Verhältnissen im Sauerland aufgewachsene Unternehmer zeigt gern die Insignien seines Erfolges. All seine Firmen tragen des Anfangskürzel P-D, die Firmenfarbe "Türkis" ist allgegenwärtig. Im sächsischen Grumbach hat er selbst die Firmenzentrale entworfen, die ein Journalist als Art Disney-Welt aus Glas, Stahl und Beton beschrieben hat. Ein kleiner Palast aus Erkern und Türmchen - der alle Baustile dieser Welt vereint. Verschiedenes unter einem Dach sinnvoll zusammenzufügen, darin liegt wohl auch sein Erfolg begründet. Preiss-Daimler kaufte und saniert nach der Wende über 20 ostdeutsche Firmen, die viele abgeschrieben hatten (siehe: "Hohe Investitionen"). Eine "Perle" nennt er den P-D Chemiepark Bitterfeld-Wolfen. Die Gesellschaft vermarktet Flächen und betreibt die Infrastruktur für die Chemiefirmen. "Wir treiben hier den Aufschwung voran." Millioneninvestitionen hat er getätigt.

Dies ist nach seinem Geschmack. Menschen, die ihn näher kennen, beschreiben ihn so: "sparsam", "Wille zum Aufstieg", "absoluter Fachmann". Um seine Investitionen zum Erfolg zu führen, greift er auch hart durch. "Verluste ertrage ich nur schwer." Die Firmengruppe besitze eine Eigenkapitalquote von 54 Prozent (Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital). Sämtliche Gewinne würden wieder investiert. Auf der anderen Seite schenkt der Firmenpatriarch, der von sich sagt, seine Führungskräfte nach dem Sternzeichen auszuwählen (Löwen, Widder und Schützen seien gute Manager), seinen Mitarbeitern viel vertrauen. "Die Leute in den zum Teil maroden Ost-Firmen kannten die Probleme und deren Lösung, es fehlte nur eine risikobereite Führung." Diese Leerstelle füllte Preiss-Daimler, der den Osten durch Bauaufträge in Buna oder Dresden schon seit den 70er Jahren kannte, gerne aus. "Mein Erfolg basiert auf dem Können und der Zufriedenheit der Mitarbeiter."

Der Chef lebt für seine Firmen. Nach dem Tod seiner Frau 1990 habe er sich in die Arbeit gestürzt. Enge Vertraute meinen, nach dem Verlust des ältesten Sohnes Kai-Uwe ordnet Preiss-Daimler nun die Gruppe neu. Alle Bereiche werden so aufgestellt, dass es auch ohne ihn weitergeht. Sohn Stefan, er studiert noch Betriebswirtschaft, soll die Führung später übernehmen.

Bis dahin macht Preiss-Daimler weiter wie bisher: Sein neues Ostdeutschland heißt China. Dort investiert er in neue Werke, die mittlerweile 2 600 Mitarbeiter beschäftigen. Bis 2010 soll sich so der Umsatz der Gruppe verdoppeln.